Seit Wochen dominiert das Coronavirus unseren Alltag, hat das Leben von Milliarden Menschen rund um den Globus auf den Kopf gestellt. Nach wie vor sind aber noch viele Fragen ungeklärt – eine der wichtigsten davon: Wie viele Menschen sind mit dem Virus infiziert, ohne zu erkranken? Und ist man nach überstandener Krankheit immun?
Antworten darauf könnten helfen, besser mit der Pandemie umzugehen. Nach diesen Antworten wird jetzt auch in der Schweiz geforscht.
Im Labor von Professor Adriano Aguzzi am Universitätsspital Zürich schiebt das Personal derzeit Nachtschichten. Das Labor ist abgeschottet, die Angestellten arbeiten mit Schutzausrüstung. Hier startet eine Studie zu Antikörpern gegen das neuartige Coronavirus. SRF hat Aguzzi per Video-Telefon erreicht.
Antikörper zeigen frühe Infektion an
«Wir versuchen herauszufinden, welcher Prozentsatz unserer Bevölkerung infiziert sind. Ist es ein Prozent, sind es zehn Prozent? Das weiss niemand, aber es ist wahnsinnig wichtig.» Unabdingbar seien diese Informationen für die Planung der Spitäler, etwa, wenn es darum gehe, wie viele Betten in den nächsten Tagen und Wochen nötig sind. Das herauszufinden, sei das Ziel der Studie.
Die Antwort darauf liegt im Blut – denn hier zeigen sich nach einigen Tagen Antikörper. Mit ihnen wird also eine frühere Infektion nachgewiesen.
Ob sie auch gegen das Coronavirus immunisieren, ist noch offen. Mediziner Aguzzi hält es für zu 99 Prozent wahrscheinlich, «aber in diesen Dingen ist es besser, sicher zu sein».
Patienten erfahren das Ergebnis nicht
Deshalb werden am Universitätsspital Zürich nun alle Patientinnen und Patienten auf Antikörper getestet. Sie erhalten aber kein Resultat, die Studie ist anonymisiert.
Andere Schweizer Labors starten in diesen Tagen ebenfalls Bluttests auf Antikörper. Am Freitag erfolgten gemäss dem «Tages-Anzeiger» erste Lieferungen der neuen Tests in die Schweiz. Das bestätigte am Samstagnachmittag Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit. Es gebe aber noch keine Regelung, wer zuerst auf Antikörper getestet werde.