Matthias Kamber ist so etwas wie der Mister Antidoping der Schweiz. Fast 30 Jahre seines Lebens hat er gegen Doping im Spitzensport gekämpft. Bereits in den Jahren, als noch kaum jemand von Doping sprach, engagierte er sich dagegen. Er überführte die grossen Schweizer Dopingsünder: den Radprofi Oscar Camenzind und die Triathletin Brigitte McMahon.
Auf März 2018 gibt er die Leitung von Antidoping Schweiz ab. Wer immer in seine Fussstapfen tritt, hat eine schwierige Aufgabe vor sich. Im Tagesgespräch von Radio SRF blickt Kamber auf seine grössten Herausforderungen zurück – und ruft dazu auf, mehr Geld in die Dopingbekämpfung zu investieren.
Kamber zu den Gründen für seinen Rücktritt: «Ich erreiche langsam das Pensionsalter und möchte vorher auch noch etwas anderes machen. Einer der Gründe ist auch, dass ich nach 30 Jahren so viel erreicht habe, dass ich manchmal das Gefühl habe, nicht viel mehr erreichen zu können. Es braucht jemanden, der neue Ideen hat und einen Neuanfang lancieren kann. Ich habe meinen Rücktritt frühzeitig bekannt gegeben, damit ich die Agentur gut funktionierend übergeben und gewisse Projekte abschliessen kann.»
…zum russischen Staatsdoping: «Die Unfähigkeit Russlands und des Sports damit umzugehen, hat mir gezeigt, dass die Zeit gekommen ist, etwas anderes zu machen. Es ist enttäuschend, dass Russland das Staatsdoping nie zugegeben hat. Trotz des McLaren-Berichts, der das staatlich befohlene Doping deutlich belegte. Ein Neustart ist so nicht möglich. Auch die Verantwortlichen im Sport müssten sagen, dass das Anti-Doping-System versagt hat – und das fehlbare Land konsequent ausschliessen. Das Signal war zu schwach.»
…zum ungleichen Kampf gegen Doping: «Die Welt-Anti-Doping-Agentur hat etwa 30 Millionen Dollar jährlich zur Verfügung; die (wegen Doping überführte, Anm. d. Red.) Tennisspielerin Maria Scharapowa hat etwa das gleiche Jahressalär. Wir sind eine Art Rückversicherung für den Sport: Wenn der Sport im Doping versinkt, ist er am Ende. Auch der finanzielle Schaden wäre enorm, wenn man sich ansieht, wie viel Geld im Sport im Umlauf ist. Es würde so wenig kosten, eine bessere Rückversicherung zu bekommen. Diesen Gedanken müssen wir besser rüberbringen.»
…zur Forderung nach mehr Geld für Antidoping Schweiz: «Mit den rund 4,8 Millionen Franken müssen wir den ganzen Betrieb der Agentur finanzieren – von den Personalkosten über die Miete bis zu den Versicherungen. Für die Kontrollen selbst haben wir relativ wenig zur Verfügung; wir führen rund 2000 Urin- und 700-800 Blutkontrollen durch. Die Kontrolldichte ist damit zu tief, gerade auch mit Blick auf den Mannschaftssport. Angesichts der gegenwärtigen Aufgaben bräuchten wir etwa 6 Millionen Franken.»