Das Ereignis: Matthias Kamber tritt kommendes Jahr zurück. Damit verliert die nationale Antidoping-Agentur «Antidoping Schweiz» seinen ersten und einzigen Direktor.
Die Gründe für Kambers Rücktritt: Der 63-jährige Schweizer hat sich 30 Jahre lang dem Kampf gegen die Einnahme von unerlaubten und leistungsfördernden Substanzen im Spitzensport verschrieben – für Matthias Kamber lange genug. Zudem will der Direktor von «Antidoping-Schweiz» die Finanzstrategie von Bund und Swiss Olympic nicht länger mittragen, denn es gibt ein neues Mitglied: Seit Anfang 2017 ist der Eidgenössische Schwingerverband Mitglied von «Antidoping Schweiz». Für «Antidoping Schweiz» bedeutet dies zusätzliche Dopingkontrollen bei gleichbleibenden Finanzmitteln. Für Kamber ein untragbarer Zustand – zumal er in der Vergangenheit selbst sein Arbeitspensum reduzierte, um das Budget von «Antidoping Schweiz» zu entlasten.
Kambers Laufbahn: Matthias Kamber ist promovierter Chemiker. Danach leitete er mitunter im Bundesamt für Sport (Baspo) den mittlerweile aufgelösten Fachbereich Doping. Am 1. Juli 2008 nahm die nationale Antidoping-Agentur ihre Arbeit auf – mit Matthias Kamber als Direktor. In dieser Tätigkeit verfasste Kamber gemeinsam mit seinen Mitarbeitern gegen 60 wissenschaftliche Papiere und rief als eine von vier Nationen eine Medikamentendatenbank ins Leben.
Anerkannter Kämpfer gegen Doping: Zuletzt kritisierte Kamber das mutmassliche Staatsdoping Russlands scharf und griff dabei auch den amtierenden Präsidenten Wladimir Putin direkt an.
«Wenn ich sehe, wie Wladimir Putin den ganzen Aufbau der Olympischen Spiele in Sotschi persönlich begleitet und überwacht hat – wäre es für mich schleierhaft – wenn er vom Ganzen nichts gewusst haben sollte. Es sei denn, er hätte im Bereich des Dopings eine Parallelstruktur aufgebaut. Aber das kann ich mir fast nicht vorstellen. Nein. ich bin überzeugt, dass damals vor allem Sportminister Witali Mutko alles wusste, wohl eben auch Putin», sagte Kamber in einem Interview mit SRF.
Danach übte der «Antidoping-Schweiz»-Direktor auch Kritik am Internationalen Olympischen Komitee (IOC). Der Grund: Der Sportverband liess russische Athleten trotz erdrückender Doping-Beweise an den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro zu.