Markant steht er mitten in den Feldern des Berner Seelands, der silberne Wasserturm von Gimmiz.
Das Problem: Im Grundwasser hier werden die Grenzwerte für die Rückstände von Pflanzenschutzmittel immer wieder überschritten, trotzdem trinken es die Menschen. In der ganzen Schweiz trinken eine Million Menschen Trinkwasser, das diese Grenzwerte überschreitet.
Roman Wiget von der Seeländischen Wasserversorgung möchte die Umgebung seiner Trinkwasserfassungen besser schützen. Mit einem sogenannten Zuströmbereich.
«Wir müssen das Trinkwasser besser vor langlebigen Chemikalien schützen, dazu reichen die heutigen Grundwasserschutzzonen nicht aus, die sind völlig wirkungslos», erklärt Wiget.
Auch Rolf Meier, Vizedirektor vom Verband der Schweizer Wasserversorger kämpft für die Zuströmbereiche. Aktuell arbeitet das Bundesamt für Umwelt eine Gesetzesänderung aus, die das Parlament verlangt hatte.
Bei allen Trinkwasserfassungen von regionalem Interesse und bei solchen, die schon belastet sind, müssen diese Bereiche definiert werden. Doch: «Es ist klar: In der dicht besiedelten Schweiz sind Interessenskonflikte vorprogrammiert», sagt Meier.
Über 100'000 Hektare betroffen
Mögliche Massnahmen in diesen Zuströmbereichen sind eine weniger intensive Landwirtschaft oder Vorschriften für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Das Gesetz ist deshalb politisch brisant. «Je nach Ausgestaltung von dieser Vorlage könnte das über 100'000 Hektare betreffen», sagt Martin Rufer, Direktor des Schweizerischen Bauernverbands.
Wasserversorger und Umweltschutzverbände befürchten deshalb, dass die Bauern das neue Gesetz im Parlament bekämpfen werden. Martin Rufer sagt, für ihn sei eine enge Zusammenarbeit mit den Behörden wichtig. «Wir würden uns dagegen wehren, wenn man einfach aus den Amtsstuben heraus verordnet», so Rufer weiter.
«Meilenstein im Gewässerschutz»
Am Ziel ist man bereits in Lucens (VD). Bei der Trinkwasserfassung wurde neben der kleinen Schutzzone auch ein grösserer Zuströmbereich definiert. In diesem Bereich wurde eine weniger intensive Landwirtschaft betrieben. Mit Erfolg: die Belastung des Grundwassers ging deutlich zurück.
Auch die Forschung ist an den Arbeiten zum neuen Gesetz beteiligt, sie muss die wissenschaftliche Grundlage für das neue Gesetz liefern. Daniel Hunkeler, Hydrologie-Professor an der Universität Neuenburg sagt, die konsequente Ausscheidung von Zuströmbereichen wäre ein «Meilenstein im Gewässerschutz».
Sind langlebige Stoffe einmal im Untergrund, dauert es sehr lange, bis sie wieder draussen sind.
«Es ist wichtig, dass man die Zuströmbereiche kennt, damit keine Stoffe ins Grundwasser gehen, die langlebig sind und sich im Untergrund nicht abbauen», erklärt Hunkeler. Denn diese Stoffe würden dann in die Trinkwasserfassung gelangen. Wichtig sei, dass man das präventiv mache. «Sind langlebige Stoffe einmal im Untergrund, dauert es sehr lange, bis sie wieder draussen sind.»
Wie lange es dauert, bis ein besserer Schutz für das Trinkwasser umgesetzt werden kann, dürfte auch davon abhängig sein, wie viel politischen Widerstand es geben wird. Klar ist: Es wird noch mehrere Jahre dauern.