- Ob der Bund für acht Milliarden Franken neue Kampfjets und neue Fliegerabwehrsysteme kauft, soll das Stimmvolk entscheiden.
- Einen entsprechenden Planungsbeschluss will der Bundesrat dem Parlament vorlegen.
- Weil dieser von grosser Tragweite ist, untersteht er dem fakultativen Referendum.
- Über den Typ der Kampfjets soll nicht das Volk entscheiden, sondern der Bundesrat.
Den Grundsatzentscheid, dass zum Schutz des Schweizer Luftraums neue Kampfjets und Fliegerabwehrsysteme gekauft werden sollen, hat die Landesregierung schon letzten Herbst gefällt. Die Kosten dafür belaufen sich auf bis zu 8 Milliarden Franken.
Noch offen war das Vorgehen für das Programm, das der Bundesrat Air2030 getauft hat. Nun hat er sich, wie er an einer Medienkonferenz deutlich macht, für einen noch nie gegangenen Weg, nämlich für einen so genannten Planungsbeschluss, entschieden. Planungsbeschlüsse sind gemäss Parlamentsgesetz Vorentscheidungen über bestimmte Ziele. Sind sie von grosser Tragweite, unterstehen sie dem fakultativen Referendum.
Bei der Erneuerung der Mittel zum Schutz des Luftraums handelt es sich um ein grundlegendes sicherheitspolitisches Anliegen, wie Bundesrat Guy Parmelin betont. Zudem wurden auch die letzten Beschaffungsvorlagen für Kampfflugzeuge dem Volk vorgelegt.
Den Forderungen des Parlaments entgegenkommen
Deswegen soll die Stimmbevölkerung auch diesmal mitreden können. Der Bundesrat will damit «dem demokratischen Empfinden der Schweiz» sowie den Forderungen aus dem Parlament entgegenkommen. Das Verteidigungsdepartement VBS muss nun einen Entwurf ausarbeiten.
Bundesrat Guy Parmelin an der Medienkonferenz: «Das Departement muss möglichst rasch ein Planungspapier erarbeiten und dieses vor Jahresende dem Parlament vorlegen. Die Volksabstimmung soll dann Anfang 2020 erfolgen.»
Bundesrat wählt Flugzeugtyp aus
Erst nach der Abstimmung will der Bundesrat entscheiden, welches Flugzeug gekauft werden soll. Parmelin: «Das Volk wird nicht über den Flugzeugtyp und die finanzielle Verteilung zwischen Kampfjets und Bodensicherungssysteme entscheiden dürfen.
Damit vermeidet der Bundesrat eine öffentliche Debatte über allfällige Mängel des Kampfjets. Diese ist vor vier Jahren dem Gripen zum Verhängnis geworden.
Im Mai 2014 lehnten gut 53 Prozent der Stimmenden den Kauf von 22 Kampfjets des schwedischen Herstellers Saab ab. Zur generellen Skepsis gegenüber Armee und Luftwaffe kam damals Kritik am gewählten Flugzeugtyp. Weil der Gripen noch in Entwicklung war, wurde er von den Gegnern als «Papierflieger» bezeichnet.
Damals war klar, dass 22 Kampfjets gekauft werden sollen. Die nächste Beschaffung soll das Volk nun offenbar im Blindflug absegnen. Sonst bestehe die Gefahr, sass Vorlieben für den einen oder anderen Flugzeugtyp den Ausgang der Abstimmung beeinflusse, sagte Parmelin. Bei der Abstimmung über den Gripen hatten auch die unterlegenen Anbieter im Abstimmungskampf mitgemischt.
Es gehe um alles oder nichts
Von Journalisten auf das Gripen-Debakel an der Urne angesprochen, macht Christian Catrina, Delegierter für die Erneuerung der Mittel zum Schutz des Luftraums, die Verhältnisse klar: «Bei der Gripen-Abstimmung ging es nicht um die ganze Flotte, und es ging nicht um die Bodenverteidigung. Jetzt geht es um alles.»
Würde denn die Zeit reichen, eine neue Lösung aufzugleisen, fragt ein Journalist. Die Flieger seien ja nicht ewig nutzbar. Parmelin räumt ein: «Wir würden dann Verspätung haben, natürlich.»
Dichter Zeitplan
Gemäss dem bisherigen Zeitplan soll 2020 der Typenentscheid fallen. 2022 soll das Parlament über den Beschaffungskredit entscheiden. Die neuen Flugzeuge würden dann zwischen 2025 und 2030 ausgeliefert.
Bis dahin müssen in erster Linie die verbleibenden F/A-18 den Schweizer Luftraum schützen. Für die Verlängerung der Nutzungsdauer hat das Parlament fast eine halbe Milliarde Franken bewilligt.