Diese Geschichte lässt in der Region niemanden kalt: Die Blausee AG hält illegal deponierten Schotter für die Ursache mehrerer Fischsterben im Blausee.
Aktuell läuft ein Verfahren, denn die Blausee AG hat Strafanzeige eingereicht. Publik gemacht haben den Fall die SRF Rundschau und Tamedia-Zeitungen.
Kollektives Versagen?
Wurden Fehler gemacht? Was hätte anders laufen können? Für GLP-Nationalrat Jürg Grossen aus Frutigen ist klar: «Die Unternehmer haben das hochbelastete Material nicht so behandelt, wie sie es hätten tun sollen.» Auch der Kanton Bern habe zu lange zugeschaut. Die Oberaufsicht des Bundesamtes für Verkehr habe ebenfalls nicht funktioniert. Für ihn handelt es sich um kollektives Versagen.
«Jedes Kleinkind weiss, dass Schottermaterial giftig ist», so Grossen. Viele Fehler seien passiert, niemand habe richtig hingeschaut.
Jedes Kleinkind weiss, dass Schottermaterial giftig ist.
Das bernische Amt für Abfall und Wasser (AWA) hat bestätigt, dass das Schottermaterial nicht hätte in der Grube landen dürfen. Noch immer liegt es dort. Bis Ende September wird es vom Kanton Bern toleriert. Das sei nicht akzeptabel: «Der Kanton muss jetzt handeln», sagt GLP-Politiker Jürg Grossen. Der Fall müsse lückenlos aufgeklärt werden.
Vorsicht vor Vorverurteilung
Die SVP-Grossrätin Barbara Josi ist auch der Meinung, dass Fehler passiert seien. Aber: «Schuldzuweisungen sind fehl am Platz.» Man solle jetzt in erster Linie herausfinden, wo und warum die Fehler passiert sind, ohne Behörden oder Unternehmen im Voraus zu verurteilen.
Es ist schade, dass sich alle die Schuld zuschieben.
Der Kanton Bern zeige Grösse, wenn er solche Fehler zugestehe. «Überall, wo gearbeitet wird, passieren Fehler», so Josi. Auch ihr Parteikollege Kurt Zimmermann, der ebenfalls im Grossen Rat sitzt, hat sich mit dem Fall beschäftigt: «Ich finde es schade, dass sich alle gegenseitig die Schuld zuschieben.» Er frage sich, ob die Planung des Grossauftrags beim Lötschberg seriös gemacht worden sei.
Was ist wirklich passiert?
«Das Vertrauen ist angekratzt», so auch SVP-Grossrat Ernst Wandfluh. «Wurde absichtlich etwas vertuscht?» Bei ihm hinterlässt der Fall viele offene Fragen. Diese müssten jetzt beantwortet werden.
Dazu hat er Kanton Bern eigentlich die richtigen Mittel: Eine Geschäftsprüfungskommission des Grossen Rates oder eine parlamentarische Untersuchungskommission (PUK). Genau eine solche fordert die Grüne Partei des Kantons Bern in einer Medienmitteilung.
Es geht um gravierende Vorwürfe.
Auch Natalie Imboden von den Grünen: «Es stehen gravierende Vorwürfe im Raum», so Imboden. Dazu gehören: nicht gemachte Kontrollen, verletzte Aufsichtspflicht, fehlende Ressourcen. «Da muss man jetzt hinschauen.»