- Seit 2018 kam es im Blausee zu mehreren grossen Fischsterben, es starben Tausende Forellen.
- Im Steinbruch oberhalb des Sees wurden 1000 Tonnen belasteter Altschotter illegal deponiert.
- Der kontaminierte Schotter stammt aus dem Lötschbergtunnel, der zurzeit saniert wird.
- Die Blausee AG hat Strafanzeige eingereicht.
Plötzlich war der Blausee nicht mehr blau. Sondern trüb und brackig. «Das war ein gewaltiger Schock, den See so zu sehen», sagt Stefan Linder von der Blausee AG zum Vorfall diesen Frühling. Noch schlimmer traf es die Fischzuchtanlage: Dort starben Tausende Forellen.
Die Blausee AG hatte seit Frühling 2018 mit mehreren Fischsterben zu kämpfen. Gemäss Recherchen der «SRF Rundschau», der «Berner Zeitung» und des Recherchedesks von Tamedia beträgt der Gesamtschaden 40 Tonnen Fisch im Wert von zwei Millionen Franken.
Stefan Linder hat einen klaren Verdacht, was den Blausee geschädigt und die Forellen getötet hat: Belasteter Altschotter aus dem Lötschberg-Tunnel. Der Tunnel erhält zurzeit ein neues Geleise und der ganze alte Schotter wird ausgebaut.
Im Steinbruch Mitholz sind rund tausend Tonnen Schottermaterial illegal deponiert worden.
Wie Recherchen der «Rundschau» und den beteiligten Zeitungen zeigen, wurde der alte Schotter im Steinbruch Mitholz oberhalb des Blausees bearbeitet und deponiert. Beides widerrechtlich. Der Kanton Bern bestätigt: «Im Steinbruch Mitholz sind rund tausend Tonnen Schottermaterial illegal deponiert worden», so Jacques Ganguin.
Der Chef des bernischen Amtes für Wasser und Abfall betont, dass der Altschotter gemäss bewilligtem Entsorgungskonzept in spezielle Waschanlagen gehört hätte. «Die Firmen haben es dann aber anders gemacht», so Ganguin. Altschotter ist häufig mit Schwermetallen und Giftstoffen aus den Eisenbahnschwellen belastet.
Grundwasser fliesst vom Steinbruch zum Blausee
Stefan Linder ist überzeugt, dass die illegale Deponie Schuld am Tod der Forellen ist. Vom Steinbruch zum See verläuft ein Grundwasserstrom. «Wir weisen die Anschuldigungen der Blausee AG in aller Form zurück», sagt demgegenüber Marcel Rychen, Verwaltungsratspräsident der SHB Steinbruch Mitholz AG im Interview mit der «Rundschau».
Die Abklärungen der Behörden und Laboruntersuchungen haben gezeigt, dass nie eine Gefahr für Mensch und Umwelt bestand.
«Die Abklärungen der Behörden und Laboruntersuchungen haben gezeigt, dass nie eine Gefahr für Mensch und Umwelt bestand», so Rychen. Der Kanton hat am 30. Juni Grundwasserproben genommen und keine Kontaminierung festgestellt.
Rychen räumt ein, dass bei der Entsorgung nicht alles korrekt abgelaufen sei: «Wenn es Missverständnisse gab, haben wir transparent und schnell gehandelt.». Der Steinbruch hat die widerrechtlich deponierten tausend Tonnen wieder ausgebaggert und korrekt entsorgt.
Schwermetalle und krebserregende Stoffe
Für Marcel Rychen und den Steinbruch ist das Thema damit erledigt. Das sieht Stefan Linder von der Blausee AG jedoch anders: Die Blausee AG hat im Steinbruch selber eine Wasserprobe erhoben und diese in einem anerkannten Labor untersuchen lassen.
Diese Probe zeigt eine erhebliche Belastung mit Schwermetallen und Umweltgiften. Die gleichen Stoffe fanden sich in den toten Fischen. «Wir haben sehr viele und sehr klare Indizien, dass das Gift vom alten Schotter stammt», so Stefan Linder.
Und laut dem Verwaltungsratspräsidenten der Blausee AG gibt es weiterhin Missstände: So würden auch heute noch belasteter Schotter und alte Schwellen auf einem schlecht entwässerten Platz zwischengelagert. Das sei unzulässig. Die Blausee AG hat Strafanzeige eingereicht.