Seit Montag sind im Kanton Bern Grossveranstaltungen ab 1000 Personen wieder verboten. Dies, weil die Fallzahlen explodieren und die epidemiologische Lage unberechenbar ist. Schwer trifft dieser Entscheid vor allem die Sportvereine, die mit viel Aufwand Schutzkonzepte erarbeitet hatten. Dass diese unwirksam sind, ist nicht bewiesen. Regierungsrat Pierre Alain Schnegg steht trotzdem hinter dem Entscheid.
SRF News: Sind es wirklich die Stadien, wo die Ansteckungen geschehen? Den Vereinen scheint dies nicht bekannt zu sein und sie haben sehr viel in ihre Schutzkonzepte investiert.
Pierre Alain Schnegg: Doch, es gibt diese Ansteckungen. Zudem ist in den Menschenansammlungen vor und nach den Spielen das Ansteckungsrisiko sehr hoch. Wir wissen heute in 30 Prozent der Fälle nicht, wo sie sich angesteckt haben. Das muss man auch berücksichtigen. Viele stecken sich in der Familie an, aber das Virus muss ja erst von Aussen eingeschleppt werden.
Die Sportvereine sagen aber, dass das Fehlen von Grossveranstaltungen auf längere Sicht ihre Existenz bedrohe. Sind Sie der Totengräber von Fussball und Eishockey?
Wenn wir jetzt nicht eingreifen, dann müssen wir noch viel länger auf Grossveranstaltungen verzichten. Jetzt haben wir noch die Chance, die Kurve, das exponentielle Wachstum, zu brechen. Genau das müssen wir in den nächsten Wochen erreichen.
Und Sie glauben, das geschieht mit dem Verbot von Grossveranstaltungen?
Eine Massnahme allein wird nicht reichen. Darum haben wir mehrere Schritte beschlossen, auf kantonaler wie auf Bundesebene. Und mit dieser Auswahl haben wir nun die Möglichkeit – wenn alle mitmachen – das Ziel zu erreichen. Es wird nicht einfach sein, aber wir müssen alle kämpfen.
Aber das Thema Grossveranstaltung ist ja nicht auf einen Standort beschränkt. Da ergibt es doch keinen Sinn, wenn ein Kanton allein vorprescht.
Nein, da widerspreche ich Ihnen. Die Covid-Verordnung sieht ja insbesondere genau vor, dass die Kantone die epidemiologische Situation selber einschätzen und beobachten. Aufgrund dieser Beobachtungen dürfen sie dann selbst entscheiden, was sie als Nächstes tun. Genau das haben wir im Kanton Bern gemacht und die anderen Kantone machen sicherlich genau dasselbe.
Das Gespräch führte Urs Gilgen.