Samih Sawiris und der Kanton Uri haben eine besondere Beziehung. Mit dem Tourismusressort Andermatt hat der ägyptische Investor dem Urner Bergdorf zu neuem Schwung verholfen. Dies plant er nun auch im unteren Kantonsteil, genauer gesagt auf der Halbinsel Isleten in der Gemeinde Seedorf. Dort steht eine ehemalige Sprengstofffabrik.
Das Areal liegt brach – Sawiris hat es gekauft. Er will dort ein Drei- oder Viersternehotel mit 50 Zimmern, 100 Ferienwohnungen und einen Jachthafen mit 50 Anlegeplätzen bauen. Das Gebiet soll öffentlich zugänglich sein, zum Baden, Grillieren oder Spazieren.
Sawiris hat die Seedorfer Bevölkerung am Mittwochabend aus erster Hand über seine Pläne informiert. Gegen 1000 Leute sind zu seiner Präsentation gekommen, und Sawiris musste sich kritische Fragen anhören.
Ich glaube, das Herz von Sawiris schlägt auf der Seite der Rendite und nicht bei der Flora und Fauna.
Für viele war das Projekt zu überdimensioniert. Ob es tatsächlich 50 Plätze für Motorboote brauche, wurde gefragt. Und auch über Sawiris genaue Absichten wurde spekuliert: «Ich glaube, das Herz von Sawiris schlägt auf der Seite der Rendite und nicht bei der Flora und Fauna», äusserte sich eine Frau aus dem Publikum.
Samih Sawiris Idee fand aber auch Zuspruch. Es sei gut, dass für die Halbinsel etwas geplant sei. So wie es heute da ausschaue, sei es ja nichts Schönes, sagte beispielsweise ein Mann aus Seedorf.
Ich habe kein Interesse, ein Projekt zu bauen, das den Leuten keine Freude bereitet.
Samih Sawiris betonte an der Veranstaltung, dass dies erst eine erste Idee und noch nichts Fixes sei. Nach den Voten der Seedorfer Bevölkerung sagte er, es sei gut, dass die Kritik jetzt gekommen sei: «Mir ist es viel lieber, wenn die Kritik früh kommt. Dann habe ich eine Chance, es besser zu machen.» Er habe kein Interesse, ein Projekt zu bauen, das den Leuten keine Freude bereite, führte Sawiris weiter aus.
Unterstützung findet Samih Sawiris beim Gemeindepräsidenten von Seedorf, bei Toni Stadelmann. Es bestehe Handlungsbedarf in diesem Gebiet, sagt Stadelmann: «Ich sehe tatsächlich eine Chance, dass man diese Idee weiterentwickelt. Ob es genau so kommt, wie auf der Skizze präsentiert wurde, ist natürlich fraglich.» Da würden auch die Umwelt- und Naturschutzorganisationen noch mitreden. Diese werden am Donnerstag informiert.
Bei Umweltorganisationen läuten die Alarmglocken
Die Halbinsel Isleten gehört zum Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung. Diese Landschaftsperle, so der Landschaftsschutzverband Vierwaldstättersee, erfordere höchste Schonung. Da das Areal, welches Samih Sawiris gekauft hat, in der Bauzone liegt, darf gebaut werden. Das weiss auch der Landschaftsschutzverband Vierwaldstättersee. Dies müsse aber mit Augenmass und mit Rücksicht auf die Landschaft geschehen.
Auch die Grünen Uri bleiben skeptisch. Sie möchten, dass die öffentliche Hand oder eine Stiftung das Areal der ehemaligen Sprengstofffabrik kauft, damit dort ein naturnaher Freizeitpark entstehen kann. Das Ziel: sanfter Tourismus.
3700 Personen sind mit den Grünen gleicher Meinung. Sie haben eine entsprechende Petition der Grünen Uri unterzeichnet. Diese wurde letzte Woche bei der Staatskanzlei eingereicht.
Damit seine Idee von einem Jachthafen auf der Halbinsel Isleten so richtig Fahrt aufnehmen kann, muss Samih Sawiris noch Überzeugungsarbeit leisten. Das sei ihm klar, sagte er nach dem Informationsabend in Seedorf: «Ich schätze, dass wir noch viel machen müssen, damit die Leute sehen, dass das etwas Gutes ist.»