Der Kanton Uri ist sein Gebiet: Nachdem der ägyptische Investor Samih Sawiris Andermatt zum grossen Tourismusresort gemacht hat, plant er im unteren Kantonsteil weiter. Sawiris hat ein Auge auf den Urnersee geworfen, den wilden, hinteren Teil des Vierwaldstättersees.
Zwei sogenannte Marinas sollten dort entstehen: Das sind künstlich angelegte Teiche mit Seeanstoss, die als Häfen für Segelschiffe und Motorboote dienen - umrahmt von Hotels, Gastrobetrieben und Wohnungen. Doch nun muss Sawiris bereits zurückstecken. An einer eilig einberufenen Medienorientierung teilte er am Mittwoch mit, auf einen der beiden Jachthäfen zu verzichten. Nämlich auf denjenigen in Flüelen. Festhalten will er nur noch am Standort Isleten.
Ganz freiwillig kommt sein Rückzieher nicht. Denn es hat sich Widerstand formiert. So hat das Komitee «Der Urnersee gehört uns» mit einer Petition innert weniger Tagen gegen 6000 Unterschriften zusammengebracht.
Man kann mir nicht etwas vorwerfen, was nicht stimmt.
Samih Sawiris konnte seine Enttäuschung darüber nicht gut verstecken. Er habe doch nur die Frage in den Raum gestellt, ob man einen Hafen wolle. «Aber dann kam plötzlich riesige Kritik am ganzen Vorhaben: Ich hätte Pläne, die Naturschutzzone zu beschädigen und die freie Wiese mit Gebäuden zu umzingeln und und und... Das ist nie der Fall gewesen! Und man kann mir nicht etwas vorwerfen, was nicht stimmt.»
Ganz anders sieht es Elias Bricker vom Komitee, das sich gegen die Marinas wehrt. Er wirft dem ägyptischen Investor vor, nicht mit offenen Karten gespielt zu haben. Die Landbesitzerinnen und –besitzer seien mit unklaren Anfragen «überfallen worden», sagt er, «und wenn man bei der Gemeinde, der Korporation oder beim Kanton nachfragte, hiess es: Wir dürfen halt nichts sagen.»
Nun ist also der Marinahafen in Flüelen bereits wieder Geschichte. Am Projekt in Isleten hingegen hält Sawiris fest. Er ist damit auch schon viel weiter, hat nämlich bereits Land gekauft – das Areal der ehemaligen Sprengstofffabrik Cheddite. «Isleten hat eine ganz andere Ausgangslage», ist der ägyptische Investor überzeugt, «da gibt es bereits sehr viele Gebäude, da gibt es bereits einen Hafen im See.»
Erste Skizzen der Hafenpläne haben aber in Umweltschutzkreisen bereits für heftige Kritik gesorgt. «Daraufhin haben wir das total geändert», beteuert Sawiris. Und auch die Befürchtung, dass der Jachthafen eine exklusive Angelegenheit für Reiche werde, wischt er vom Tisch: «Die Pläne beinhalten Restaurants, Geschäfte und Cafés. Und die machen keinen Sinn, wenn nicht massiv viele Leute Freude daran haben, dorthin zu gehen.»
Irgendetwas wird dort passieren müssen.
Noch zurückhaltend äussert man sich bei der Standortgemeinde Seedorf. Er sehe zwar durchaus Chancen im Projekt, sagt Gemeindepräsident Toni Stadelmann: «Isleten ist zurzeit eine Industriebrache mit Altlasten, die das Grundwasser gefährden. Das Gelände ist heute nicht zugänglich für die Öffentlichkeit und die Gebäude sind sanierungsbedürftig. Irgendetwas wird dort passieren müssen.»
Trotzdem will er sich noch nicht vorbehaltlos hinter Samih Sawiris stellen: «Wir als Gemeinde möchten alle Fakten auf dem Tisch haben. Diese fehlen aber zum Teil noch.» Ausserdem müsse die Bevölkerung miteinbezogen werden.
Ich weiss, dass so etwas in der Schweiz immer lange dauert.
Das will der ägyptische Investor tun - er werde die überarbeiteten Skizzen Mitte März den Seedorferinnen und Seedorfern genauer vorstellen. Ihm eile es aber nicht mit seinen Plänen: «Ich weiss, dass so etwas in der Schweiz immer lange dauert. Ich habe es in Andermatt gelernt und weiss, dass es hier nicht viel anders sein wird.»