Patrick Tanner stammt eigentlich aus dem Berner Jura. Bisher war der 43-jährige Vater von zwei jugendlichen Töchtern Stadtpräsident von St-Imier. Trotz seiner Berner Herkunft ist er aufseiten des Kantons Jura aber nun für den Kantonswechsel von Moutier zuständig.
Die Aufgabe sei einzigartig, breit und facettenreich, sagt er. Tanner wurde die Jura-Frage nicht in die Wiege gelegt, sie war kaum ein Thema im Elternhaus. Erst als Jugendlicher machte er sich ein Bild und trat – inspiriert vom damaligen separatistischen Stadtpräsidenten von St-Imier – der Partei «Alliance jurassienne» bei: einer Mitte-Bewegung, die sich für einen vereinigten Jura einsetzte. Tanner spürte früh die Spannungen rund um diese Frage, manchmal sei er als Separatist schubladisiert worden. «Solche Haltungen sind schädlich», findet er.
«Mein Gebiet ist der Jura»
Schon als Kind blickte er vom Mont Soleil aus in die Freiberge. Und er habe sich stets dieser französischsprachigen Region zugehörig gefühlt: «Mein Gebiet ist der Jura. Das ist das Gebiet, in dem ich mich wohlfühle – vom Neuenburger Jura-Bogen bis nach Pruntrut. Da lebe ich, da verbringe ich meine Freizeit und da fühle ich mich zu Hause.»
In der Jura-Frage erlitt Tanner aber auch Niederlagen. Er war bereits Mitglied der Exekutive von St-Imier bei der Abstimmung 2013, als der Berner Jura – mit der Ausnahme von Moutier – sich wuchtig gegen einen gemeinsamen Kanton aussprach. In St-Imier wurde das mit 76 Prozent Nein-Anteil verworfen – für Tanner eine grosse Enttäuschung.
Der Schlag war so heftig, dass Tanners Partei den Namen wechselte: von «Alliance jurassienne» zu «Alternative régional et communale». Dennoch wurde der inzwischen studierte Ökonom Tanner ein Jahr nach der Abstimmung mit einer Zweidrittels-Mehrheit ins Stadtpräsidium gewählt.
Wenn es am Ende eine echte Integration gibt, dann bin ich zufrieden
Dieses Amt gab er nun auf, um Moutier in den Jura zu führen. Den Verhandlungspartner Bern kennt er dabei in- und auswendig. Das ist bei den bevorstehenden Verhandlungen ein Vorteil. Moutier wird dem Kanton Jura auf einen Schlag zehn Prozent mehr Bevölkerung geben. Mehrere hundert Projekte werden dafür auf allen Amtsstufen lanciert. Und das in einem politischen Umfeld, das alles andere als einfach ist. Hier gibt sich Tanner diplomatisch: Zu aktuellen politischen Fragen äussert er sich nicht. Das sei Sache der Regierungen.
«Wenn es am Ende eine echte Integration gibt, wenn wir Brücken bauen können, dann bin ich zufrieden.» Und natürlich, wenn die betroffene Bevölkerung glücklich und zufrieden im neuen Kanton angekommen sei.
Nun führt Patrick Tanner Moutier in den Jura – und vollzieht damit einen Kantonswechsel, den er einst auch seiner Stadt St-Imier wünschte.