Zum Inhalt springen

Karl's kühne Gassenschau Spektakuläres Freilufttheater steht vor einem Generationenwechsel

Nach Tausenden von Vorstellungen und der neusten Produktion hört Gründungsmitglied Brigitt Maag auf. Geht das überhaupt?

Karl's kühne Gassenschau feiert am 13. Juni Premiere. Dieses Mal findet das Freilufttheater in Dietikon ZH statt. Das Stück trägt den Titel «Reception» und verspricht wie gewohnt viel Spektakel und Spezialeffekte. Was unterdessen zum Schweizer Kultursommer gehört, hat ganz klein als Strassentheater einer Gruppe von Freunden angefangen. Die Freunde stehen immer noch hinter dem Projekt – langsam, aber sicher werde es immer weniger. Bald hören die beiden letzten Mitgründer auf, darunter auch die Aargauerin Brigitt Maag. Sie ist von Anfang an dabei und hat Karl's kühne Gassenschau und deren Erfolg mitgeprägt. Im Interview verrät die künstlerische Leiterin, wie das Loslassen des Herzensprojekts gelingen soll.

Brigitt Maag

Künstlerische Leiterin und Mitgründerin Karl's kühne Gassenschau

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Brigitt Maag ist 63 Jahre alt und aus Othmarsingen AG. Sie ist Mitgründerin des Freilufttheaters «Karl’s kühne Gassenschau» und seit Anfang (1984) dabei. Als künstlerische Leiterin, Produzentin und Mitglied der Geschäftsleitung ist sie Teil des Kernteams. Ihre Schauspielausbildung machte Maag an der Schauspielakademie Zürich. Sie absolvierte unter anderem Regieausbildungen an der Film- und Fernsehakademie Berlin und nahm an mehreren Filmfestivals teil.

SRF News: Brigitt Maag, ist das neuste Stück «Reception» vor der Premiere auf gleichem Weg wie die Produktionen in den Vorjahren?

Brigitt Maag: Man ist immer unsicher, hat Angst, dass das Stück nicht gefallen könnte. Im Grossen und Ganzen sind wir aber dort, wo wir sein sollten. Klar, man hofft immer, dass alles klappt. Es ist alles noch neu, es kann auch technisch irgendwo etwas hängen bleiben. Das Stück spielt in einem Grand Hotel, das im Wasser steht. Hier wird eine Hochzeit gefeiert, ein Fest der Liebe, mit vielen Überraschungen.

Bei Karl's kühne Gassenschau sind neue Leute mit im Boot. Wann kam der Punkt, als das Kernteam geändert werden musste?

Wir wollten dieses Stück bereits früher aufführen, aber dann kam die Coronapandemie dazwischen. Deshalb mussten wir uns fragen, ob wir auch jetzt noch genug Kraft haben, ein so grosses Stück aufzuführen. Da kam die Entscheidung, es mit einem neuen Team auf die Beine zu stellen.

Spektakel im Hotel im Wasser

Wir wollten zwei Personen, die in die künstlerische Leitung kommen konnten. Mit Max Merker (48) und Matthias Schoch (38) wurden wir fündig (Anmerkung der Redaktion: Sie waren unter anderem beide beim Theater Orchester Biel Solothurn). Sie werden die nächste Produktion ganz übernehmen.

Gelingt Ihnen das Loslassen?

Für mich ist es Zeit, loszulassen. Die Verantwortung wurde immer grösser. Ich habe im Coronajahr die leere Zeit auch genossen, weil ich erstmals freie Zeit hatte. Ich freue mich auf mehr solche Zeiten – so wurde mir der Abschied etwas versüsst. Ganz weg wird Karl's kühne Gassenschau nie sein.

Man muss Platz machen können, sonst können sich die Neuen nicht entwickeln.

Ich mache mal Abendregie oder helfe an der Bar. Im Kreativteam werde ich nicht mehr sein, aber wenn Hilfe nötig ist, helfe ich natürlich gerne. Aber man muss Platz machen können, sonst können sich die Neuen nicht entwickeln.

Praktisch ausverkaufte Vorstellungen

Box aufklappen Box zuklappen
  • «Reception», die neuste Kreation von Karl’s kühne Gassenschau, «ist eine berührende Geschichte vom Loslassen», sagen die Verantwortlichen.
  • Mit spektakulären Bildern erzählt sie von Liebe, Trennung und Abschied. Eine fröhliche Hochzeitsgesellschaft strandet in einem geheimnisvollen Grand Hotel mitten im Wasser.
  • Das gewaltige Bühnenbild steht mitten in einer grossen Wasserfläche und hält wie gewohnt einige Überraschungen bereit.
  • Praktisch alle 87 Vorstellungen bis Oktober 2024 sind ausverkauft. Im kommenden Jahr gibt es noch Tickets.
  • Karl's kühne Gassenschau hat viele Freilufttheater aufgeführt, unter anderem «Baustelle» (1989/90), «Steinbruch» (1995/97), «Akua» (2002-2005) oder «Silo 8» (2022/23).
  • Gegründet wurde KKG durch Paul Weilenmann, Brigitt Maag, Ernesto Graf und Markus Heller (er verstarb 2019).

Aber ganz ohne das Freilufttheater geht es nicht?

Für mich ist es gut so, wie es ist. Ich werde nicht ganz untätig sein und 2026 bei einem Aargauer Stück Regie führen. Hinzu kommt ein Kindertheater. Dann werde ich ein Haus umbauen; es soll für acht Parteien zur Alterswohnung werden. Wir haben zwei Pferde und zwei Esel und werden Kutsche fahren. Zudem möchte ich die Besenbeiz, die ich während Corona eröffnet hatte, weiterführen. Es wird mir sicher nicht langweilig.

Das Gespräch führte Joel Dätwyler.

Holen Sie sich SRF News in Ihr Whatsapp

Box aufklappen Box zuklappen

Die wichtigsten und spannendsten News jetzt bequem auf Whatsapp – einmal morgens (Montag bis Freitag), einmal abends (die ganze Woche): Abonnieren Sie hier den SRF-News-Kanal auf Ihrem Smartphone.

Regionaljournal Aargau Solothurn, 11.6.2024, 17:30 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel