Karl's kühne Gassenschau feiert am 13. Juni Premiere. Dieses Mal findet das Freilufttheater in Dietikon ZH statt. Das Stück trägt den Titel «Reception» und verspricht wie gewohnt viel Spektakel und Spezialeffekte. Was unterdessen zum Schweizer Kultursommer gehört, hat ganz klein als Strassentheater einer Gruppe von Freunden angefangen. Die Freunde stehen immer noch hinter dem Projekt – langsam, aber sicher werde es immer weniger. Bald hören die beiden letzten Mitgründer auf, darunter auch die Aargauerin Brigitt Maag. Sie ist von Anfang an dabei und hat Karl's kühne Gassenschau und deren Erfolg mitgeprägt. Im Interview verrät die künstlerische Leiterin, wie das Loslassen des Herzensprojekts gelingen soll.
SRF News: Brigitt Maag, ist das neuste Stück «Reception» vor der Premiere auf gleichem Weg wie die Produktionen in den Vorjahren?
Brigitt Maag: Man ist immer unsicher, hat Angst, dass das Stück nicht gefallen könnte. Im Grossen und Ganzen sind wir aber dort, wo wir sein sollten. Klar, man hofft immer, dass alles klappt. Es ist alles noch neu, es kann auch technisch irgendwo etwas hängen bleiben. Das Stück spielt in einem Grand Hotel, das im Wasser steht. Hier wird eine Hochzeit gefeiert, ein Fest der Liebe, mit vielen Überraschungen.
Bei Karl's kühne Gassenschau sind neue Leute mit im Boot. Wann kam der Punkt, als das Kernteam geändert werden musste?
Wir wollten dieses Stück bereits früher aufführen, aber dann kam die Coronapandemie dazwischen. Deshalb mussten wir uns fragen, ob wir auch jetzt noch genug Kraft haben, ein so grosses Stück aufzuführen. Da kam die Entscheidung, es mit einem neuen Team auf die Beine zu stellen.
Spektakel im Hotel im Wasser
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Bild 1 von 5. Das Grand Hotel mit Infinity Pool, Aussicht und Aktivitätenprogramm steht. Nun laufen die letzten Proben vor der Premiere am 13. Juni in Dietikon ZH. Bildquelle: zvg/Regina Jäger.
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Bild 2 von 5. Bis dahin ist das Gassenschau-Team noch am Hämmern, Schmieden, Proben und Bauen. Bildquelle: zvg/Regina Jäger.
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Bild 3 von 5. Szenenbild zu «Fabrikk», der Produktion 2011. Die Produktion wurde 2011 bis 2015 in Winterthur ZH und Olten SO gezeigt. Bildquelle: Keystone/Walter Bieri.
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Bild 4 von 5. Das Stück «Silo 8» im Jahr 2023. Beim aktuellen Stück sind praktisch alle Vorstellungen im 2024 ausverkauft. Für 2025 hat es noch Tickets. Bildquelle: Keystone/Laurent Gilliéron.
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Bild 5 von 5. «Silo 8» wurde in Olten SO und St-Triphon VD gespielt. Ob «Reception» an den Erfolg anknüpfen kann? Bildquelle: Keystone/Laurent Gilliéron.
Wir wollten zwei Personen, die in die künstlerische Leitung kommen konnten. Mit Max Merker (48) und Matthias Schoch (38) wurden wir fündig (Anmerkung der Redaktion: Sie waren unter anderem beide beim Theater Orchester Biel Solothurn). Sie werden die nächste Produktion ganz übernehmen.
Gelingt Ihnen das Loslassen?
Für mich ist es Zeit, loszulassen. Die Verantwortung wurde immer grösser. Ich habe im Coronajahr die leere Zeit auch genossen, weil ich erstmals freie Zeit hatte. Ich freue mich auf mehr solche Zeiten – so wurde mir der Abschied etwas versüsst. Ganz weg wird Karl's kühne Gassenschau nie sein.
Man muss Platz machen können, sonst können sich die Neuen nicht entwickeln.
Ich mache mal Abendregie oder helfe an der Bar. Im Kreativteam werde ich nicht mehr sein, aber wenn Hilfe nötig ist, helfe ich natürlich gerne. Aber man muss Platz machen können, sonst können sich die Neuen nicht entwickeln.
Aber ganz ohne das Freilufttheater geht es nicht?
Für mich ist es gut so, wie es ist. Ich werde nicht ganz untätig sein und 2026 bei einem Aargauer Stück Regie führen. Hinzu kommt ein Kindertheater. Dann werde ich ein Haus umbauen; es soll für acht Parteien zur Alterswohnung werden. Wir haben zwei Pferde und zwei Esel und werden Kutsche fahren. Zudem möchte ich die Besenbeiz, die ich während Corona eröffnet hatte, weiterführen. Es wird mir sicher nicht langweilig.
Das Gespräch führte Joel Dätwyler.