- Noch nie sind so viele Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten wie im vergangenen Jahr.
- 31'772 Personen verliessen die religiöse Institution, wie die Kirchenstatistik des Schweizerischen Pastoralsoziologischen Instituts (SPI) zeigt.
- Die Zahl der Kirchenaustritte stieg damit um rund ein Viertel – 2018 waren 25'366 Austritte verzeichnet worden, wie das SPI mitteilte.
Die Austrittsrate lag im vergangenen Jahr über die Gesamtschweiz berechnet durchschnittlich bei 1.1 Prozent.
Auffällig sind die kantonalen Unterschiede. So verzeichnen die Kantone Genf, Wallis, Neuenburg und Waadt praktisch keine Austritte. Dies lasse sich durch die unterschiedlichen Kirchensteuersysteme erklären, schreibt das SPI. In den genannten Kantonen der Westschweiz entfalle das Motiv des Kirchenaustrittes, um Steuern zu sparen.
Rechnet man diese Kantone aus der Statistik heraus, so ergibt sich eine durchschnittliche Austrittsquote von 1.4 Prozent. Dieser Wert ist ähnlich wie derjenige der umliegenden Länder (Deutschland: 1.2 Prozent, Österreich: 1.3 Prozent). Auch in diesen Ländern haben die Austrittszahlen in den vergangenen Jahren zugenommen.
In der Schweiz steht, kantonal betrachtet, der Kanton Basel-Stadt an der Spitze mit einer Austrittsquote von 4.9 Prozent, gefolgt von den Kantonen Aargau (2.2 Prozent) und Solothurn (2.1 Prozent). Am anderen Ende der Skala stehen mit den Kantonen Appenzell-Innerrhoden (0.5 Prozent), Jura (0.8 Prozent) und Uri (0.9 Prozent) katholisch geprägte Landkantone.
Verlorenes Vertrauen
Als Grund für die starke Zunahme der Austritte nennt das SPI die Aufdeckung von Missbrauchsskandalen in der katholischen Kirche in den vergangenen Jahren. Diese hätten das Vertrauen in die Kirche erschüttert. Aber auch die öffentlichen Debatten um die Sexualmoral der Kirche, um den Zugang wiederverheirateter Geschiedener zum Empfang der heiligen Kommunion oder um die Stellung der Frau innerhalb der Kirche führte zu stark steigenden Zahlen.
Das SPI weist aber darauf hin, dass nicht alle Probleme der katholischen Kirche «hausgemacht» seien, sondern derzeit ein grundsätzlicher Wandel der kirchlichen Zugehörigkeit stattfinde. Das zeige der Vergleich mit der evangelisch-reformierten Kirche. Das Bild dort ähnle dem der katholischen Kirche.
Im Jahr 2019 sind demnach 26’198 Menschen aus der evangelisch-reformierten Kirche ausgetreten. Gegenüber dem Jahr 2018 erlebte die evangelisch-reformierte Kirche eine Zunahme der Austritte um 18 Prozent. An der Spitze liegt wiederum Basel-Stadt (Austrittsquote: 3.5 Prozent), gefolgt von Solothurn und Uri (mit jeweils 2.5 Prozent).
Ein Eintritt auf 34 Austritte
In demselben Zeitraum sind 885 Personen in die katholische Kirche eingetreten (Eintrittsrate ohne die Kantone NE, GE, VS, VD sowie Kantone ohne Angaben: 0.04 Prozent). Auf 34 Austritte kommt also ein Eintritt.