Gleich drei Westschweizer SVP-Kantonalpräsidenten und der Wahlkampfkoordinator für die Romandie sind in den letzten Tagen zurückgetreten. Eine schwierige Konstellation für die Volkspartei: Nur ein Jahr vor den nationalen Parlamentswahlen braucht es neue Aushängeschilder.
Parmelin-Effekt blieb aus
Eigentlich hat sich die Westschweizer SVP nach der Wahl von Guy Parmelin vor drei Jahren in den Bundesrat einen Parmelin-Effekt erhofft. Also mehr Schub für die Partei. Das Gegenteil ist eingetreten. In den letzten Jahren musste die SVP bei den meisten kantonalen Parlamentswahlen in der Romandie Federn lassen.
Nach der Abwahl von Oskar Freysinger im Wallis hat die Volkspartei zudem keinen einzigen Regierungssitz mehr – und nun muss sie noch die Rücktritte der Kantonalpräsidenten Stephan Moser (Neuenburg), Ruedi Schläfli (Freiburg) und Jérôme Desmeules (Wallis) sowie den Abgang des Wahlkampfkoordinators für die Westschweiz, Kevin Grangier, verkraften.
«Nicht immer politisch korrekt»
Für den Politologen Michael Hermann zeigt diese Rücktrittswelle, dass es der SVP zu wenig gelingt, glaubwürdige Köpfe aufzubauen: «Oft sind die Westschweizer SVP-Politiker zu populistisch unterwegs, sorgen für viel Wirbel.» Was die Partei aber bräuchte, wären gut geerdete Personen, die ernsthaft politische Arbeit machen wollten und nicht nur Show. «Da braucht es seriöse Nachwuchsarbeit», so der Experte.
Dass es nicht einfach ist, gute Leute für die politischen Ämter zu finden, dem pflichtet der zurücktretende SVP-Wahlkampfkoordinator für die Romandie, Kevin Grangier, bei. Er ortet dafür aber andere Gründe: «Es ist nicht einfach, in der Westschweiz für die SVP zu sein.» Sie würden oft schwierige Positionen vertreten, «die nicht immer politisch korrekt sind». Deshalb würden sie von vielen Seiten angefeindet werden. «Das ist anspruchsvoll, weil man seine Komfortzone verlassen muss».
Zwei Sitze mehr für die Westschweiz
Die SVP muss sich jetzt ein Jahr vor den Wahlen in mehreren Westschweizer Kantonen neu aufstellen. Das löst auch parteiintern selbstkritische Töne aus. Die Vizepräsidentin der SVP Schweiz, Céline Amaudruz, gesteht ein: «Ich glaube, der Fehler liegt darin, dass die einzelnen Westschweizer SVP-Sektionen nicht genug konsequent weitergearbeitet haben.» Sie hätten etwas nachgelassen, nachdem sie mit Guy Parmelin endlich einen Westschweizer Bundesrat gekriegt hatten, so Amaudruz.
Trotz all den personellen Vakanzen der letzten Zeit hofft die SVP, ihre Westschweizer Sitze im Bundesparlament halten zu können und allenfalls gar einen dazu zu gewinnen. Diese Hoffnung hat auch mit dem Bevölkerungswachstum zu tun: Bei den nächsten nationalen Wahlen sind in der Westschweiz zwei Sitze mehr zu verteilen.