- Der junge Straftäter Brian, bekannt geworden unter dem Namen «Carlos», soll verwahrt werden.
- Dies hat der Staatsanwalt vor Gericht gefordert. Eine Freiheitsstrafe reiche nicht aus, um den 24-Jährigen zu disziplinieren.
- Die Verteidigung fordert hingegen «ein Ende der Härte». Wie er momentan leben müsse, «grenze an Folter».
- Das Bezirksgericht wird das Urteil in einer Woche eröffnen.
Natürlich sei es krass, einen erst 24-Jährigen für unbestimmte Zeit wegzusperren, sagte der Staatsanwalt. Aber «Carlos», der eigentlich Brian heisst und auch so genannt werden möchte, sei ein Extremfall. Es gebe keine Alternative. Lasse man ihn im Gefängnis, brauche es so viel Personal und so hohe Sicherheitsanforderungen wie noch nie in der Schweiz.
Brian auf freien Fuss zu setzen, wäre eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit.
Brian nach Verbüssung einer Freiheitsstrafe frei zu lassen, kommt für den Staatsanwalt erst recht nicht in Frage. «Das wäre eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit.» Ein Todesopfer sei dann so sicher wie das Amen in der Kirche.
«Verwahrung ist die einzige Lösung. Wobei das Problem natürlich nicht gelöst wird», sagte er weiter. Doch die Öffentlichkeit müsse vor Brian geschützt werden. Er beantragte eine Freiheitsstrafe von 7.5 Jahren. Folgt das Gericht seinem Antrag, würde die Gefängnisstrafe zugunsten der Verwahrung aufgeschoben.
Verwahrung ohne Therapie
Der Staatsanwalt beantragt eine Verwahrung ohne Therapie. Zu einer Therapie sei Brian ohnehin nicht bereit. Er wollte nicht einmal dem Psychiater Auskunft geben. Darum wurde das Gutachten anhand der Akten erstellt.
Gutachter attestieren dem Kampfsportler eine dissoziale Persönlichkeitsstörung mit ausgeprägt psychopathischen Wesenszügen. Brian ist narzisstisch, leicht zu kränken und nimmt die ganze Welt als feindlich war.
Er selber sieht sich als «besten Fighter im Universum», als Killer, dem alles egal ist und der den Krieg gegen den Justizapparat aufgenommen hat. Wie gefährlich Brian ist, mussten in den vergangenen Jahren zahlreiche Mithäftlinge, Polizisten und Gefängnisaufseher am eigenen Leib erfahren. Die Anklageschrift listet 19 separate Vorfälle auf.
In der pinkfarbenen Arrestzelle
Die Justiz reagierte mit Härte und Repression. Diese grenzt nach Ansicht des Anwalts von Brian an Folter. «Natürlich ist er kein Unschuldslamm», sagte der Anwalt. Aber die Justiz habe die Grenze des zulässigen Handelns überschritten.
Seit einem Jahr sitze Brian alleine in einer pinkfarbenen Arrestzelle. Er sei an den Füssen gefesselt worden, habe keine Unterwäsche tragen und sich nicht duschen dürfen. Er habe auf dem Boden schlafen müssen. Und er habe nur Wasser und Brot erhalten.
Der Anwalt forderte ein «Ende der Härte», denn das mache alles nur noch viel schlimmer. Eine Verwahrung sei unverhältnismässig. Er forderte lediglich eine «angemessene» Freiheitsstrafe wegen Sachbeschädigung, Drohung und Beschimpfung.
Was Brian im Gefängnis erlebt hat, grenzt an Folter.
Diese habe er mittlerweile ohnehin abgesessen. Deshalb sei Brian sofort zu entlassen. Dann könne er endlich seinen Traum verfolgen, nämlich ein erfolgreicher Boxer zu werden.
Polizisten mit Musik begrüsst
Der Prozess fand ohne Hauptdarsteller statt, weil sich dieser weigerte, aus der Zelle zu kommen. Als Brian abgeholt werden sollte, begrüsste er die Polizisten mit lauter Musik und erhobenen Fäusten. Dann legte er sich hin und bewegte sich nicht mehr.
Der Richter selber ging zu Brian in die Zelle, um ihn zum Aufstehen zu bewegen – erfolglos. Einen Prozess ohne Beschuldigten durchzuführen ist möglich, da er ohnehin die Aussage verweigern könne.