Das zeitversetzte Fernsehen hat den Vorteil, dass man auf die Werbung verzichten und erst noch Zeit gewinnen kann. Der Vorteil für die Konsumenten ist aber der Nachteil für die Fernsehanstalten. Sie verlieren Geld.
Das geht nicht, fand die Nationalratskommission vor der heutigen Debatte. Hier profitierten die Kabelanbieter und die Fernsehsender hätten das Nachsehen. Die Idee: Die TV Sender müssten mit dem Überspulen der Reklame einverstanden sein, sonst müssten die Anbieter von Swisscom bis UPC diese Funktion blockieren, so der Vorschlag.
Unmöglich, fanden das heute die Bürgerlichen heute unisono – zum Beispiel Andrea Gmür-Schönenberger (CVP/LU): «Dann hätten wir es fertig gebracht, einen Werbekonsumzwang gesetzlich zu verankern, obwohl das niemand will.» Auch Beat Flach (GLP/AG) warnte davor, die Replay-Funktion in irgendeiner Form einzuschränken.
Und die Sozialdemokraten, die zuerst für eine Einschränkung beim Replay gewesen waren, hatten umgedacht. Aus einem bestimmten Grund, erläuterte Min Li Marti. Die Kabelnetzbetreiber hätten versprochen, sich zu alternativen neuen Werbeformen mit den TV-Sendern an den Tisch zu setzen. «Damit ist das Anliegen erfüllt.»
Statt einer Vorschrift jetzt also Verhandlungen zwischen UPC, Swisscom und Co. und den Fernsehsendern. Beim Branchenverband Suissedigital freut sich Geschäftsführer Simon Osterwalder darüber. Und er erneuert das Versprechen: «Man muss mit fundierten Fakten aufeinander zugehen, einander zuhören und miteinander eine Lösung suchen.»
Auf der anderen Seite kann auch IRF-Geschäftsführerin Andrea Werder mit dem politischen Entscheid leben. «Am Schluss muss es ein Angebot sein, das für unsere Zuschauer attraktiv ist. Gleichzeitig muss es möglich sein, dass sich die Sender langfristig im Replay finanzieren können.»
Mit dem Nein im Nationalrat hat sich vielleicht die politische Diskussion um das zeitversetzte Fernsehen vorläufig erledigt. In der Branche aber geht das Feilschen erst richtig los.