Das Verdikt war am Schluss deutlich: 88 Prozent der bislang ausschliesslich männlichen Mitglieder der Zunft zur Meisen haben an einer ausserordentlichen Generalversammlung entschieden, dass Frauen den Männern gleichgestellt werden.
In der langen Geschichte der Zürcher Zünfte ist dies ein Novum. Frauen können nun den gleichen Aufnahmeprozess durchlaufen wie Männer, wenn sie Mitglied der Zunft werden wollen, wie die «Neue Zürcher Zeitung» schreibt.
Langer Weg bis zur definitiven Aufnahme
Dieser geschichtsträchtigen Änderung war ein langer Prozess vorausgegangen. Bereits im Jahr 2022 beschloss die grösste Zürcher Zunft mit ihren rund 200 Mitgliedern, dass Zünfterstöchter an allen Anlässen und am Sechseläuten teilnehmen dürfen. Ein Privileg, dass bis dahin nur Männern vorbehalten war.
Die Frauen genossen damals allerdings lediglich Gastrecht. Eine Probezeit sollte zeigen, wie stark sie sich tatsächlich am Zunftleben beteiligen.
Nun ist diese Testphase zu Ende gegangen – offenbar erfolgreich. Die Meisen-Mitglieder haben am Dienstagabend Nägel mit Köpfen gemacht und ihre Statuten definitiv geändert.
Aufnahme von Frauen ist auch Thema bei anderen Zünften
Die Zürcher Zünfte waren stets reine Männervereinigungen. Als Ergänzung wurde im Jahr 1989 die Gesellschaft zu Fraumünster gegründet, oft auch als «Frauenzunft» bezeichnet.
Lange durfte diese Gruppe am Sechseläuten nicht die gleiche Umzugsroute wählen wie die anderen Zünfte und musste deshalb eigens eine Demonstrationsbewilligung einholen. Seit 2014 nimmt sie regelmässig am offiziellen Sechseläutenumzug teil – jedoch nur als Gast der Gesellschaft zur Constaffel.
Die «Frauen-Frage» stellte sich in den letzten Jahren auch bei anderen Zünften. So etwa hat sich die Zunft Höngg 2024 für die Aufnahme von Frauen ausgesprochen, allerdings gelten dort noch einige Jahre Übergangsbestimmungen. Und auch die Zunft zu den drei Königen liess im letzten Jahr Frauen am Sechseläuten mitlaufen.
Ob sich in Zukunft noch mehr Zünfte öffnen werden, hängt von den Zünften selbst ab. Sie sind unabhängige Organisationen und bestimmen selbst, wie sie sich entwickeln wollen.