Sie werben für das neuste Elektrogerät, den Kurzurlaub im Süden oder die Vorteile eines Fernstudiums: Werbeplakate sind omnipräsent, ob wir wollen oder nicht. Darum fordert der Berner Stadtrat ein vollständiges Verbot von kommerzieller Werbung im Aussenraum – sowohl im öffentlichen Raum als auch auf privatem Grund. Anfang Februar hat er einen entsprechenden Vorstoss angenommen.
Als Nächstes muss die Berner Stadtregierung einen Vorschlag ausarbeiten, wie der Vorstoss umgesetzt werden könnte. So viel vorweg: In der Schweiz sind bisher sämtliche Versuche gescheitert, ein Werbeverbot im öffentlichen Raum zu realisieren.
Landschaft wiederentdeckt
Anders in Frankreich, genauer: in Grenoble, südlich von Lyon. 2015 hat die französische Stadt mit ihren 160'000 Einwohnerinnen und Einwohner ein Werbeverbot beschlossen – als erste europäische Stadt überhaupt. Darum wird sie anderenorts oft als Vorbild herangezogen.
Grenoble im Wandel der (Werbe-)Zeit
Man habe bisher nur gute Erfahrungen gemacht, sagt Gilles Namur, stellvertretender Bürgermeister von Grenoble. «Die Stadt hat ihre Landschaft wiederentdeckt.» Schon der französische Schriftsteller Stendhal habe über seinen Geburtsort Grenoble gesagt: Am Ende jeder Strasse ein Berg – nur eben: Die Berge haben man vor lauter Werbeplakaten nicht mehr gesehen.
Die Stadt hat ihre Landschaft wiederentdeckt.»
Das sei heute wieder anders. Die Stadt habe die Werbeschriften sogar noch verschärft und auf den privaten Raum ausgeweitet. Werbung ist jetzt nur noch an Bus- und Tramhaltestellen erlaubt und auch dort begrenzt. Einschränkungen gibt es etwa in der Nähe von Schulen oder in der historischen Altstadt von Grenoble.
«Ganz verbieten können wir die Werbung an Haltestellen nicht», sagt Namur. «Letztlich sind die Transportunternehmen dafür verantwortlich. Und diese können und wollen nicht auf gewisse Werbeeinnahmen verzichten.»
Nicht-kommerzielle Plakatflächen schaffen
Was rät Gilles Namur Städten wie Bern, die sich ein Werbeverbot überlegen? «Wichtig ist, dass Menschen, Verbände und Institutionen weiterhin im öffentlichen Raum miteinander kommunizieren können.» In Grenoble habe man deshalb nicht-kommerzielle Plakatflächen geschaffen. «Das hat auch dazu geführt habe, dass private Plakate nicht einfach irgendwo aufgehängt werden, an Bäumen oder Schaufenstern zum Beispiel.»