An sonnigen Wochenenden ist viel los am Benkerjoch. Über den 674 Meter hohen Jurapass zwischen Aarau und Frick fahren zahlreiche Motorräder und Sportwagen. «Es kommen Töfffahrer aus der ganzen Schweiz», schildert Barbara Ryser, die in Küttigen direkt an der Benkenstrasse wohnt.
Am meisten Verkehr auf dem Juraübergang habe es im Frühling und im Herbst, wenn die Alpenpässe geschlossen seien. Es wird laut und es kommt immer wieder zu schweren Unfällen. Anwohnerinnen und Anwohner lancierten deshalb eine Petition.
Im Mai 2022 reichten Personen aus den Dörfern auf beiden Seiten des Benkerjochs – aus Küttigen, Oberhof und Wölflinswil – eine Petition mit über 350 Unterschriften ein. Sie forderten ein tieferes Tempolimit auf der Benkenstrasse: Höchstgeschwindigkeit 60 statt 80. Damit sollte einerseits die Lärmbelastung verringert, andererseits die Verkehrssicherheit erhöht werden.
Gutachten weckt Hoffnungen
Der Kanton gab bei einer externen Firma ein Verkehrsgutachten für die betroffene Passtrasse über das Benkerjoch in Auftrag. Unter anderem wurden auch die Kurven unter die Lupe genommen und Geschwindigkeitsmessungen durchgeführt.
Die Messungen zeigten, dass die Mehrheit der Personen ihre Geschwindigkeit den Strassenverhältnissen anpasse, teilte der Kanton Aargau am Freitag mit. Es gebe nur wenige Ausreisser. In dieser Situation sei eine Geschwindigkeitsreduktion «rechtlich nicht zulässig», heisst es bei der Sektion für Verkehrssicherheit des Kantons Aargau.
Detaillierte Untersuchungen hätten gezeigt, «dass es keinen qualifizierten Grund gibt, also zum Beispiel keine übermässige Umweltbelastung und keine besondere Gefahr, vor der Personen geschützt werden müssten», sagt Kai Schnetzler, Leiter Sektion Verkehrssicherheit. Damit ist das Tempolimit vom Tisch.
Sicherheit anders verbessern
Das Verkehrsgutachten empfiehlt aber alternative Massnahmen. Insbesondere sollten die Kurven besser erkennbar gemacht werden. Bei der Kurve Schofmättli, oberhalb von Oberhof, wird nun eine Temporeduktion geprüft.
«Ich bin sehr enttäuscht», sagt Barbara Ryser, welche die Petition lanciert hat. Sie sei frustriert, dass die Temporeduktion nicht kommt. Aber auch über das Vorgehen des Kantons. Niemand habe mit den Petitionärinnen und Petitionären Kontakt aufgenommen.
Ryser befürchtet, dass bei den Messungen nicht die Spitzentage im Frühling oder Herbst berücksichtigt worden seien. «Tempo 60 wäre ein Signal gewesen und hätte die Attraktivität reduziert für diejenigen, die zum Kurvenfahren hierherkommen.»
Gemeinden zufrieden
Ursprünglich hatten sich die Gemeinden Küttigen, Oberhof und Wölflinswil für eine Temporeduktion eingesetzt. Man könne den Entscheid des Kantons aber nachvollziehen, heisst es auf Anfrage.
Der Gemeindeammann von Oberhof, Roger Fricker, hat den Eindruck, dass die Situation heute besser sei also auch schon, «dank der polizeilichen Präsenz, dank der öffentlichen Diskussion, aber nicht zuletzt auch wegen des oft schlechten Zustands des Strassenbelags».