- Ständeratspräsidentin Karin Keller-Sutter (FDP/SG) will bei der Ersatzwahl am 5. Dezember Bundesrätin werden.
- Ihre Kandidatur gab sie an einer Medienkonferenz in Wil bekannt. Ihre Nominierung durch Kantonalpartei und Fraktion dürfte Formsache sein.
- Vor acht Jahren war Keller-Sutters Kandidatur erfolglos. Die Vereinigte Bundesversammlung zog ihr Schneider-Ammann vor.
«Es wäre mir eine grosse Ehre und Freude, mich in dieser verantwortungsvollen Position für unser Land einzusetzen», sagte Keller-Sutter zu ihrer Kandidatur. Sie wolle sich für das Fundament der Zukunft der Schweiz einsetzen: eine erfolgreiche Wirtschaft, eine freiheitliche Gesellschaft und einen gesunden Staat.
Ich wäre in der Lage, mich in den kommenden Jahren vorbehaltlos in den Dienst unseres Landes zu stellen.
Noch vor kurzer Zeit habe sie sich eine zweite Bundesratskandidatur nicht vorstellen können, so Keller-Sutter weiter. Für ihren Sinneswandel mit ausschlaggebend sei gewesen, dass es ihr in den vergangenen Jahren im Ständerat und in den Kommissionen wiederholt gelungen sei, Brücken zu bauen und Kompromisse zu finden.
Aber auch die Ermunterungen für eine Kandidatur über die Parteigrenzen hinweg habe ihr den Mut und die Kraft gegeben, sich erneut zur Verfügung zu stellen. Insbesondere das Vertrauen der eigenen Parteispitze bedeute ihr viel. «Denn ich habe grossen Respekt vor dem Bundesratsamt. Die Rücktrittsreden der Bundesräte Leuthard und Schneider-Ammann haben deutlich gemacht, dass das Amt sehr spannend und befriedigend sein kann, dass es dem Amtsinhaber persönlich aber auch viel abverlangt.»
Ich werde alles tun, um dieses Mal gewählt zu werden. Aber es kommt, wie es muss.
Doch sie sei in einer Lebenslage, in der sie den Kopf für ein solches Amt frei hätte, so Keller-Sutter. «In Anbetracht meiner Lebenssituation als glückliche Frau, die seit bald 30 Jahren verheiratet ist und auf die starke Unterstützung ihres Ehemannes zählen darf, fühle ich mich in der Verantwortung, unserem Land etwas zurückzugeben.»
Zu Fragen des Tickets für die Wahl am 5. .Dezember oder der Frauenvertretung im Bundesrat wollte sich Keller-Sutter sich nicht äussern.
2010 für viele Linke nicht wählbar - das ist heute anders
Bei ihrer erfolglosen Kandidatur 2010 galt Keller-Sutter als Hardlinerin und war namentlich für viele Linke nicht wählbar. Dies hat sich in der Zwischenzeit geändert. Im Ständerat hat sie sich einen Namen gemacht als gute Netzwerkerin und Kompromissschmiedin. Zudem konnte sich die heutige Ständeratspräsidentin mit anderen Themen profilieren als mit der Asylpolitik – etwa mit Gesundheit oder Europafragen.
Der Unterschied zwischen der St.Galler Regierungsrätin Keller-Sutter von 2010 und der heutigen Ständeratspräsidentin sei freilich kein politischer, sagt SRF-Bundeshausredaktor Gion-Duri Vincenz. «In ihren Positionen hat sich Keller-Sutter kaum verändert. Der Unterschied ist vielmehr, dass sie jetzt dazugehört und im Parlament äusserst gut vernetzt ist.» Da sie für Kompromisse keine Berührungsängste kenne, werde ihre Kandidatur quer durch die Parteien auf Unterstützung stossen.