- Die Eidgenössische Kommission für Familienfragen plädiert für zusätzliche 22 Wochen Elternzeit.
- In ihrem überarbeiteten Modell sollen Mütter zwischen 16 und 23 und Väter zwischen 15 und 22 Wochen Elternurlaub auswählen können.
- Wenig Freude an dem Vorschlag zeigt der Arbeitgeberverband.
Insgesamt soll die Elternzeit von heute 16 auf insgesamt 38 Wochen steigen. Die Eidgenössische Kommission für Familienfragen (EKFF) hat in Bern das entsprechende Modell vorgestellt. Derzeit sind 14 Wochen Mutter- und zwei Wochen Vaterschaftsurlaub gesetzlich geregelt.
Elternzeit auf Vater übertragbar
Die Aufteilung der Elternzeit ist demnach entweder gleichberechtigt – mit je 19 Wochen für beide Elternteile – oder variabler möglich. So könnten Mütter von 16 bis 23 und Väter von 15 bis 22 Wochen auswählen – bei total 38 Wochen für beide Elternteile.
Bezieht der Vater nicht mindestens 15 Wochen, verfällt der Anspruch auf die Elternzeit. Auf die Mutter übertragbar ist er nicht. Mütter können bis zu sieben Wochen den Vätern überlassen. Profitieren sollen alle, die vor der Geburt eine Erwerbsarbeit hatten.
Freie Aufteilung eingeschränkt
«In den umliegenden Ländern hat die Elternzeit nur Vorteile gebracht – auch den Arbeitgebern», betont Monika Maire-Hefti, Präsidentin der EKFF. Ausserdem habe sich gezeigt, dass mit der freien Wahl Väter zugunsten der Mütter auf Elternzeit verzichteten.
Das aber verhindere eine erhöhte Arbeitsmarktpartizipation der Mütter, mit allen negativen Folgen. Deshalb schränkt das jetzt präsentierte Modell die freie Aufteilung der Wochenzeit gegenüber dem früheren Modell weiter ein.
Die Debatte ist lanciert
Mit dem Elternzeit-Modell will die EKFF die öffentliche Debatte neu ankurbeln. Die Kommission hat das Thema Elternzeit schon vor über zehn Jahren lanciert. Jetzt habe sie das Modell an die veränderten Bedürfnisse angepasst, jüngere Paare wünschten sich mehr Gleichstellung bei der Betreuung eines Kindes, hiess es in Bern.
Aber auch der Wirtschaft soll das Modell entgegenkommen: Mit dem Vater als gleichberechtigtem Betreuer könnten die Frauen ihr Berufspensum höher ansetzen. Damit würden auch ihre Renten besser, so die EKFF.
Kantonale Begehren oft gescheitert
Im vergangenen Jahr hat die öffentliche Debatte um Elternzeit aufgrund der Einführung eines zweiwöchigen Vaterschaftsurlaubs und kantonaler Elternzeitvorstösse wieder Schub bekommen. Allerdings würden die kantonalen Begehren meist scheitern, so die EKFF weiter.
Gegen kantonale Regelungen sprächen die Kosten, und dass es eine nationale Lösung – und nicht 26 kantonale – brauche. Aus diesem Grund habe die EKFF das ursprüngliche Modell weiterentwickelt.
Für Kindesentwicklung positiv
Gemäss EKFF erleichtert eine Elternzeit die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Sie erlaube eine gerechtere Aufteilung der Betreuungs-, Familien- und Erwerbsarbeit.
Auch auf die Entwicklung des Kindes habe eine Elternzeit positive Auswirkungen, so die Kommission. Sie wirke zudem dem Mangel an Fachkräften entgegen, steigere die wirtschaftliche Produktivität und erhöhe die Geburtenrate.