Die UNO-Kinderrechtskonvention ist deutlich: Jedes Kind hat ein Recht darauf, gesund und sicher aufzuwachsen, sein Potenzial zu entfalten und angehört und ernst genommen zu werden. Nur wüssten Schweizer Kinder über ihre Rechte häufig zu wenig Bescheid, sagt Thomas Kirchschläger von der Pädagogischen Hochschule Luzern.
«Der Kinderrechtsausschuss kommt in seinem letzten Bericht zum Schluss, dass wir hier noch viel Luft nach oben haben», so der Verantwortliche für Menschenrechtsbildung an der PH Luzern. «Bei Kindern, aber auch bei Erwachsenen.»
Eine App soll die Wissenslücken füllen
Kirchschläger hat die vergangenen drei Jahre daran mitgearbeitet, damit sich dies ändert, zusammen mit Vertretern der Ostschweizer Fachhochschule OST, der Unicef – und rund 170 Kindern.
Dabei herausgekommen ist die Web-App «Kidimo», die sich nun auf Deutsch, Französisch und Italienisch kostenlos herunterladen lässt. Sie soll helfen, die bestehenden Wissenslücken zu füllen.
Gestaltet ist die App im Stil eines Abenteuerspiels, in dem die Kinder durch verschiedene Welten reisen und dabei ihre Rechte kennenlernen – in Form einer Spielfigur, die sie zu Beginn selber erschaffen können.
Mit dieser Spielfigur begegnen sie im Lauf ihrer Reise verschiedenen Alltagssituationen. So werden etwa das Recht auf Abdeckung der Grundbedürfnisse wie Essen und Schlaf thematisiert. Aber auch die Rechte, die einem Kind zustehen, wenn seine Eltern sich trennen. Oder das Recht darauf, angehört zu werden bei Entscheidungen, die die Familie betreffen.
Mit Rätselspass den Kinderrechten auf der Spur
Die App vermittelt die Kinderrechte dabei in Form von Rätseln, oder mittels Quizfragen, die die Kinder beantworten müssen. Teilweise gibts als Ergänzung kurze Videos.
Mitgeliefert werden immer auch Hinweise, wo Kinder sich Hilfe holen können, wenn sie in einem Lebensbereich Schwierigkeiten haben, etwa bei der von der Pro Juventute betriebenen Telefonnummer 147.
Damit die App möglichst kindergerecht wird, hatten Kinder viel Einfluss auf die Gestaltung der Inhalte. «Sie haben in mehreren Workshops die Szenen bestimmt und mit Illustrationen mitgeholfen, die Welten zu schaffen, durch die die App führt», sagt Thomas Kirchschläger.
«Beim ganzen Entwicklungsprozess war es uns wichtig, etwas zu schaffen, was auch den Kindern wichtig ist».
Kinder mögen spielerischen Ansatz ohne viel Text
Erste Rückmeldungen zeigen, dass dies gelungen sein dürfte. Luc zum Beispiel, ein Viertklässler aus der Luzerner Agglomeration, ist nach dem ersten Eintauchen in die Welt von «Kidimo» begeistert.
Er habe bereits einige Dinge gelernt, etwa zu Mobbing – was ein Thema sei, das er aus seiner eigenen Klasse kenne, sagt er. «Ich weiss jetzt besser, wie ich darauf reagieren kann. Und das habe irgendwie spielend gelernt. Man muss da nicht einfach nur lesen, lesen, lesen.» Sein Fazit: «Das macht Spass.»
Damit wäre das Ziel erreicht, sagt Thomas Kirchschläger, einer der Mitentwickler der App. Die Konkurrenz durch andere Apps sei zwar gross – «aber es wäre schön, wenn möglichst viele Kinder da einen Blick hineinwerfen und etwas lernen für ihr Leben.»