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Mehr Fälle von Kindesmissbrauch in der Schweiz
Aus 4x4 Podcast vom 30.04.2024. Bild: Keystone-SDA
abspielen. Laufzeit 25 Minuten 41 Sekunden.

Kinderschutzstatistik 2023 Steigende Fallzahlen von Kindesmissbrauch in der Schweiz

2023 wurden in der Schweiz mehr Fälle von Kindesmissbrauch erfasst. Der Anstieg liegt vor allem daran, dass viel mehr Fälle registriert wurden, in denen Kinder Gewalt in den eigenen vier Wänden miterleben mussten.

Gewalt in Familien kann in unterschiedlichen Formen auftreten und selbst erfahren oder miterlebt werden. Gemäss der aktuellen Kinderschutzstatistik der Fachgruppe Kinderschutz der Schweizer Kinderkliniken sind 2023 zwei Kinder durch Misshandlung am eigenen Körper gestorben.

Insgesamt wurden demnach 2097 Kinder wegen Misshandlungen in Kinderkliniken behandelt. Das sei eine Zunahme von elf Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Ein Bild von zwei Schatten. Eine erwachsene Person scheint ein Kind zu bedrohen.
Legende: Laut der aktuellen Kinderschutzstatistik wurden 2023 elf Prozent mehr Kinder und Jugendliche wegen Misshandlungen in Kinderkliniken behandelt als im Vorjahr. Keystone/MAURIZIO GAMBARINI

Der Anstieg ist überwiegend auf die Zunahme (+64 Prozent) von Meldungen über psychische Misshandlungen durch Miterleben häuslicher Gewalt zurückzuführen, wie die Fachgruppe mitteilte.

Aufgrund eines verbesserten Meldeverfahrens würden mehr Fälle registriert, sagt die Autorin der Studie, Dörthe Harms Huser. Eine numerische Zunahme an Fällen sei aber nicht auszuschliessen.

Wie die Fälle gemeldet werden, sei sehr unterschiedlich, sagt Dörthe Harms Huser von der Fachgruppe Kinderschutz der Schweizer Kinderkliniken gegenüber SRF: «Es gibt leider keine einheitliche Regelung. In einigen Kantonen werden die Fälle direkt nach einem Polizeieinsatz wegen häuslicher Gewalt gemeldet. Im Kanton Aargau ist beispielsweise die Anlaufstelle häusliche Gewalt dafür zuständig.»

Zudem gebe es verschiedene Opferhilfen und Beratungsstellen, bei denen die Fälle gemeldet werden könnten. Betroffene und Eltern suchten teils auch selbst Schutz oder Rat, meint Harms Huser.

Kinderschutzgruppen

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Die sogenannten Kinderschutzgruppen sind beratende Stellen, bei denen sich Betroffene und Familien Hilfe suchen können. Die interdisziplinären Teams der Kinderschutzgruppen werden aus Mitarbeitenden verschiedenster Berufsgruppen zusammengesetzt.

Bei einer Beratung werden verschiedene Facetten einer Misshandlungssituation überprüft. Bestätigt sich eine Misshandlung, werden sorgfältig Interventionen geplant, um die betroffenen Kinder und Jugendlichen zu schützen.

Je nach Situation gibt es verschiedene Massnahmen: Beispielsweise eine Beratung der Eltern, eine Weitervermittlung an eine andere Beratungsstelle oder auch eine Vermittlung von psychologischer Betreuung.

Von den gesamten gemeldeten Fällen betrafen gemäss der Statistik 552 körperliche Misshandlungen. Psychische Misshandlungen mussten 666 Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre über sich ergehen lassen, 588 wurden vernachlässigt, 271 Kinder wurden Opfer sexuellen Missbrauchs. Das Münchhausen Stellvertreter Syndrom registrierten die Kliniken 20 Mal.

Auswirkungen von körperlicher und psychischer Gewalt

Körperliche Gewalt in der Erziehung kann bei Kindern physische Schädigungen zur Folge haben. Auch kognitive Beeinträchtigungen, emotionale Beeinträchtigungen sowie eine höhere Wahrscheinlichkeit zu aggressivem oder kriminellem Verhalten lassen sich gemäss einer Studie der Stiftung Kinderschutz Schweiz bei Betroffenen beobachten.

Einflussfaktoren auf Auswirkungen

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  • Art und Ausmass der Gewalt
  • Allgemeine Belastungsfähigkeit (Resilienz) des Kindes
  • Soziale Unterstützung des Kindes durch andere Personen
  • Allfällige bisherige Belastungen
  • Alter und Geschlecht des Kindes

Die Auswirkungen psychischer Gewalt werden gemäss Kinderschutz Schweiz regelmässig unterschätzt oder verharmlost. Demütigungen, Beschimpfungen, Ignorieren, Erniedrigung, Liebesentzug, Drohungen oder Verängstigung – das Erleben von psychischer Gewalt könne sogar schwerwiegendere Auswirkungen auf die emotionale Verfassung von Kindern haben als das Erleben von körperlicher Gewalt.

Häusliche Gewalt ist keine Privatsache.
Autor: Dörthe Harms Huser Fachgruppe Kinderschutz der Schweizer Kinderkliniken

Häusliche Gewalt werde häufig immer noch als privates Ereignis angesehen, sagt Harms Huser und betont: «Häusliche Gewalt ist keine Privatsache.» Mit der jährlich neu publizierten Kinderschutzstudie wolle die Fachgruppe unter anderem das Wissen um Probleme von Kindern und Jugendlichen zugänglicher machen und eine gegenseitige Verantwortung ins Bewusstsein rufen.

«So sind vielleicht zunehmend auch Nachbarn in der Lage, zu sagen: ‹Da erkundige ich mich oder ich rufe die Polizei, wenn ich Geschrei höre.› Es geht um Sensibilisierung, es geht um Fortbildung, es geht um Informationen.»

Hilfsangebote

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Es gibt verschiedene Stellen, an die sich Menschen in Krisensituationen wenden können. Rund um die Uhr, vertraulich und kostenlos.

SRF 4 News, 29.04.2024, 22:30 Uhr

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