Ehemalige Turnerinnen, die zwischen 2005 und 2020 im Leistungszentrum des Schweizerischen Turnverbandes in Magglingen trainiert haben, haben im «Tages-Anzeiger» von einem Klima der Unterdrückung und Angst berichtet.
Die Politik reagierte schockiert auf diese Erlebnisberichte und will jetzt handeln – und zwar mit einer unabhängigen Meldestelle im Sportbereich.
Der zuständige Kommissionspräsident Hannes Germann sagt. «Es braucht jetzt Schritte, die aufzeigen, dass man gewillt ist, diesen Missständen Abhilfe zu verschaffen. Wir müssen das schwächste Glied in der gesamten Kette – die Athletinnen und Athleten – stärken. Das können wir mit dieser Stelle tun.»
Meldestelle nur ein Puzzleteil
Dem Schaffhauser SVP-Ständerat schwebt vor, dass diese neu zu schaffende Anlauf- oder Meldestelle zusammen mit den Sportverbänden lanciert werden soll. «Ich bin sicher, dass diese Meldestelle auch eine präventive Wirkung haben kann», so Germann. Ob dies reicht, um künftige Missbrauchsfälle zu verhindern? SRF-Sportredaktor Adrian Wicki zweifelt: «Es ist ganz sicher ein Puzzleteilchen dazu. Aber es braucht eben auch Strukturen innerhalb des Sports, die den Opfern helfen, sollte es zu Missständen kommen.»
Die Opfer seien mit Whistleblowern zu vergleichen, so Wicki. «Und die werden in der Schweiz bekanntlich auch nicht geschützt, werden schnell von Opfern zu Tätern.» Dennoch sei es ein wichtiges Signal, dass jetzt die Politik eingreife. «Der Sport scheitert immer wieder, wenn es sich selber regulieren will.» Das sehe man bei der Dopingproblematik am besten, findet Wicki.
Ausweitung auf Bundesverwaltung
«Dopingbekämpfung funktioniert nur, wenn die Politik eingreift und unabhängige Institutionen wie etwa Anti-Doping-Schweiz unterstützt. Oder wenn die Polizei Razzien durchführt oder die Justiz die Täter verurteilt. Von dem her ist diese Meldestelle ein wichtiger und richtiger Schritt.»
Die Politik will also aktiv werden gegen systematische Erniedrigungen im Sportbereich. Den SP-Frauen reicht dies allerdings nicht. Sie wollen eine breitere Lösung. Eine parlamentarische Aufsichtsdelegation soll gegen sexuelle Belästigung, Mobbing und Diskriminierung vorgehen – und zwar in allen Betrieben und Institutionen, welche mit öffentlichen Geldern finanziert werden. Dazu gehört das Sportzentrum Magglingen, aber genauso auch die Bundesverwaltung.