- Nach der Räumung der Klimademo durch die Polizei in der Nacht und am Morgen ist der Bundesplatz wieder frei.
- Rund 100 Demonstrantinnen und Demonstranten wurden abgeführt und müssen mit Anzeigen rechnen. Die meisten waren gegen Mittag wieder frei.
- Nach Informationen von SRF planen die Klimaaktivistinnen und -aktivisten am Freitag eine «grosse» Demo als Reaktion auf die Räumung.
Den rund 100 abgeführten Klimaaktivistinnen und -aktivisten werden mehrheitlich Ungehorsam gegen amtliche Verfügungen und die Hinderung einer Amtshandlung zur Last gelegt. Dies teilt die Berner Kantonspolizei nach der Räumung des Bundesplatzes mit.
Angezeigt werden auch einige weitere Personen, die sich abseits des Bundesplatzes aufhielten. Sie sollen laut Polizei den Anweisungen nicht nachgekommen sein.
Keine Verletzten
Die Polizei hatte das Protestcamp vor dem Bundeshaus in der Nacht geräumt. Um halb drei Uhr rief sie die Demonstrierenden zunächst auf, den Platz selbstständig zu verlassen. Dieser Aufforderung kamen laut Polizeiangaben weit über hundert Aktivistinnen und Aktivisten nach. Sie erhielten eine mündliche Wegweisung und konnten den Ort nach Angabe der Personalien verlassen.
Mehr als hundert Aktivisten widersetzten sich dem freiwilligen Abzug. Sie verharrten vor Ort, sangen Lieder und skandierten Parolen wie «Klimaschützen ist kein Verbrechen». Polizisten trugen die widerspenstigen Besetzer einzeln weg. Viele von ihnen hatten sich an Gegenständen festgemacht oder aneinander gekettet.
Feuerwehrleute lösten die Konstruktionen oder brachen sie mithilfe etwa von Schneidbrennern auf. Verletzt wurde laut Polizei niemand. Die Stimmung blieb während der ganzen Räumung weitgehend friedlich.
Gegen Mittag waren die meisten Besetzer wieder auf freiem Fuss, wie eine Polizeisprecherin auf Anfrage sagte. Zu diesem Zeitpunkt war auch der Bundesplatz schon praktisch leer, nachdem Einsatzkräfte die Zelte und die übrige Infrastruktur demontiert hatten.
Auch der Berner Stadtpräsident Alec von Graffenried zieht eine positive Bilanz. «Es wurde auf allen Seiten sehr professionell gearbeitet», sagte von Graffenried. «Wir haben das abgewickelt, wie wir das in Bern immer abwickeln: Wir suchten eine Lösung mit allen Beteiligten.»
«Klimakatastrophe lässt sich nicht räumen»
Die Organisatorinnen und Organisatoren der Protest-Aktion auf dem Bundesplatz haben sich nach einer bewegten Nacht ebenfalls gemeldet. «Uns ist klar: Die Klimakatastrophe lässt sich nicht räumen. Die letzten Tage haben eindrücklich gezeigt, wie stark die Klimabewegung ist – und wie breit ihr Rückhalt in der Bevölkerung ist», sagt Aktivistin Hanna Fischer.
«Und genau an dieser Stelle werden wir ab heute weitermachen. Stärker als vorher, weil wir jetzt alle zusammen sind.» Über die Kampagnenplattform Campax haben sich über 20'000 Menschen mit der Bewegung solidarisiert.
Die Klimabewegung hatte die Behörden in der Nacht auf Montag überrumpelt, als mehrere hundert Aktivisten auf dem Bundesplatz innert kurzer Zeit ein Protestcamp aufgebaut hatten. Sie wollten damit Druck auf die Politik machen, mehr fürs Klima zu tun. Doch die eidgenössischen Räte pochten auf das seit 1925 geltende Demonstrationsverbot, das während Sessionen vor dem Bundeshaus gilt.
Die Stadtberner Regierung bot den Aktivisten mehrmals andere Standorte für ihr Camp an, was die Klimabewegung ablehnte.