Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz werden immer weniger klinische Studien durchgeführt.
- Die Pharmaindustrie sieht vor allem zwei Gründe: Die Schweiz sei klein und die internationale Konkurrenz gross. Zudem seien die Bewilligungsverfahren oft schwerfällig.
- Die Ethikkommissionen, die den Studien am Menschen jeweils zustimmen müssen, reagieren nun.
185 klinische Studien wurden letztes Jahr in der Schweiz bewilligt. Zehn Jahre zuvor waren es noch fast doppelt so viele. Ein Rückgang, der der Pharmaindustrie Sorgen bereitet, wie Sara Käch vom Dachverband Interpharma sagt.
Der Forschungsplatz Schweiz brauche unbedingt mehr klinische Versuche, wenn er attraktiv bleiben solle. «Es ist auch von Bedeutung für die Universitätsspitäler», sagt Käch. «Wenn diese international den Anschluss an die Spitzenmedizin halten wollen, ist es zentral, dass sie klinische Forschung betreiben können und solche Studien in der Schweiz durchgeführt werden.»
Normalerweise sollten diese Gesuche innerhalb von zwei Monaten durch die Ethikkommissionen beurteilt werden. Das funktioniert nicht.
Starke Konkurrenz
Denn neue Medikamente zu entwickeln und auf ihre Wirksamkeit hin zu überprüfen, sei eine sehr wichtig Aufgabe, etwa in der Krebsforschung. Für den Rückgang der klinischen Studien in der Schweiz sieht Interpharma verschiedene Gründe: Zum einen sei die Schweiz im internationalen Vergleich ein kleines Land mit eher wenigen Patienten. Und die Konkurrenz sei gross: Länder wie China oder Singapur förderten momentan die klinische Forschung sehr stark.
Zum anderen findet Käch, dass die Bewilligungsverfahren in der Schweiz zu schwerfällig seien. «Normalerweise sollten diese Gesuche innerhalb von zwei Monaten durch die Ethikkommissionen beurteilt werden.» Das funktioniere nicht und bedeute, dass die Fristen immer noch zu lange seien.
Susanne Driessen, die Präsidentin der Schweizerischen Ethikkommissionen, hat ein gewisses Verständnis für diese Kritik. Gleichzeitig betont sie, man habe bereits Schritte eingeleitet, um die Bewilligungsverfahren zu beschleunigen. So soll bei einer klinischen Studie an mehreren Standorten nur noch eine kantonale Ethikkommission über das Gesuch entscheiden.
Missbräuchliche Medikamententests verhindern
«Das hat sich in den letzten Jahren sehr strukturiert und zielführend entwickelt», sagt Driessen. Man sei auf einem guten Weg, um zu verhindern, dass ein Zeitverlust entstehe oder sogar Projekte doppelt beurteilt würden.
Das werde sich bald auch auf die Zahl der bewilligten Versuche auswirken, ist Driessen überzeugt. Zugleich unterstreicht sie aber, dass die Arbeit der Ethikkommissionen auch in Zukunft wichtig sei. Denn es gehe schliesslich darum missbräuchliche Medikamententests zu verhindern.