Welche Bilder haben Sie im Kopf, wenn Sie sich eine Hefefabrik vorstellen? Wahrscheinlich eine riesige Fabrikhalle mit vielen Förderbändern und Heerscharen weiss gekleideter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit Haarnetzen emsig Hefe produzieren.
Nun ja, die weissen Kittel und die Haarnetze gibt es in der Tat bei der Klipfel Hefe AG in Rheinfelden. Allerdings sind keine Heerscharen von Mitarbeitenden unterwegs, sondern lediglich deren vier. Und es gibt dort auch keine riesige Fabrikhalle, sondern lediglich einen stattlichen Produktionsraum.
Stück für Stück zum Block
Bei unserem Besuch in Rheinfelden werden gerade 500 Gramm schwere Hefeblöcke für Bäckereien produziert. Von oben fallen Hefestückchen in eine Presse, weiter vorne stösst aus dieser ein langer Block Hefe hervor, der regelmässig maschinell abgeschnitten wird. Und natürlich erfüllt ein starker Hefegeruch den gesamten Raum.
Wir produzieren keine Schrauben, sondern ein lebendiges Produkt.
Anwendungstechnologe Philipp Maier sagt: «Wir produzieren keine Schrauben, sondern ein lebendiges Produkt.» Während er einen Hefewürfel mit seiner Hand zerbröselt, ergänzt er: «Wenn die Hefe aussen schön weiss ist, dann ist sie besonders rein.»
In Rheinfelden wird flüssiger Heferahm zu festen Hefeblöcken verarbeitet. Im oberen Teil des Produktionsraumes wird dem Heferahm die Flüssigkeit entzogen. Und zwar mit einem grossen breiten Rad, welches sich dreht und ein Vakuum erzeugt, sodass die getrocknete Hefe abgeschabt werden kann.
Daraus entstehen 500 Gramm schwere – oder noch grössere – Hefeblöcke, die für Bäckereien hergestellt werden. Kleinere Hefestückchen, die Sie privat kaufen können, um eigenes Brot zu backen, gibt es bei der Klipfel Hefe nicht mehr. Die Spezialisierung auf dieses Kundensegment bringe zum Beispiel logistische Vorteile, erklärt Geschäftsführer Daniel Daepp. Man könne so flexibler auf die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden eingehen.
Von über 3000 auf 1200 Bäckereien
Aber die Spezialisierung bringe auch Nachteile mit sich: «Vor 10 Jahren gab es noch über 3000 gewerbliche Bäckereien in unserem Land. Heute sind es noch etwa 1200», so Daepp. Allerdings sei das Hefe-Absatzvolumen seiner Firma zum Glück nicht im gleichen Ausmass zurückgegangen. «Wir haben dank der Entwicklung der grossen gewerblichen Bäckereien eine gewisse Stabilität.»
Doch es ist nicht nur der Absatz, der den Betrieb in Rheinfelden am Leben erhält, es ist auch der Erfindergeist. In einer speziell eingerichteten Backstube werden neue Hefeprodukte entwickelt, welche individuell auf die Bedürfnisse der Kundschaft zugeschnitten werden. Der Leiter dieses «Baking Centers», Philipp Maier, sagt: «Je nachdem, wie ein Brot schmecken soll, können wir bei der Produktion der Hefe ganz gezielt Einfluss nehmen.»
Trotz Maschinen braucht es den Menschen
Generell betont Maier, dass die Produktion von Hefe nicht simple Fliessbandarbeit sei: «Da wir es bei Hefe mit einem lebendigen Produkt zu tun haben, müssen wir entsprechend sorgfältig mit diesem umgehen, damit es später auch seine Leistung erbringen kann.»
Damit das Brot letztlich genau demjenigen Bild entspricht, das Sie im Kopf haben, reichen Maschinen also nicht aus. Der entscheidende Faktor bei der Klipfel AG bleibt auch nach 138 Jahren Hefeproduktion der Mensch.