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Klipfel Hefe AG Rheinfelden Das ist die älteste Hefefabrik der Schweiz

Ein Blick hinter die Kulissen der ältesten Hefefabrik der Schweiz in Rheinfelden.

Welche Bilder haben Sie im Kopf, wenn Sie sich eine Hefefabrik vorstellen? Wahrscheinlich eine riesige Fabrikhalle mit vielen Förderbändern und Heerscharen weiss gekleideter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit Haarnetzen emsig Hefe produzieren.

Klipfel-Firmengebäude von aussen
Legende: Seit 1911 produziert die Klipfel AG in diesem Gebäude in Rheinfelden Hefe. Angefangen hat das Unternehmen 1886 in Laufen. zvg /Klipfel Hefe AG

Nun ja, die weissen Kittel und die Haarnetze gibt es in der Tat bei der Klipfel Hefe AG in Rheinfelden. Allerdings sind keine Heerscharen von Mitarbeitenden unterwegs, sondern lediglich deren vier. Und es gibt dort auch keine riesige Fabrikhalle, sondern lediglich einen stattlichen Produktionsraum.

Stück für Stück zum Block

Bei unserem Besuch in Rheinfelden werden gerade 500 Gramm schwere Hefeblöcke für Bäckereien produziert. Von oben fallen Hefestückchen in eine Presse, weiter vorne stösst aus dieser ein langer Block Hefe hervor, der regelmässig maschinell abgeschnitten wird. Und natürlich erfüllt ein starker Hefegeruch den gesamten Raum.

Wir produzieren keine Schrauben, sondern ein lebendiges Produkt.
Autor: Philipp Maier Leitung Baking Center

Anwendungstechnologe Philipp Maier sagt: «Wir produzieren keine Schrauben, sondern ein lebendiges Produkt.» Während er einen Hefewürfel mit seiner Hand zerbröselt, ergänzt er: «Wenn die Hefe aussen schön weiss ist, dann ist sie besonders rein.»

Klipfel Hefe seit 1886

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Im Jahr 1886 gründete Carl Klipfel in Laufen die erste Schweizer Hefefabrik. Ein zentraler Rohstoff für die Hefeproduktion ist Wasser. Weil das Wasser in Rheinfelden besonders rein und auch ausreichend verfügbar war, zog Klipfel 1911 von Laufen in den Aargau. An jenem Standort in Rheinfelden produziert Kipfel bis heute. Im Jahre 1995 wurde die Aktienmehrheit des Unternehmens von der französischen Lesaffre Group übernommen. Heute gibt es in Rheinfelden etwa 20 Mitarbeitende. Auf der Website von Klipfel Hefe heisst es: «Die Tradition, beste Qualität und stete Innovationen zu bieten, verpflichtet uns bis heute.»

In Rheinfelden wird flüssiger Heferahm zu festen Hefeblöcken verarbeitet. Im oberen Teil des Produktionsraumes wird dem Heferahm die Flüssigkeit entzogen. Und zwar mit einem grossen breiten Rad, welches sich dreht und ein Vakuum erzeugt, sodass die getrocknete Hefe abgeschabt werden kann.

Mitarbeiter in weissem Tenue arbeitet an Maschine und hat Klipfel-Hefe-Block in der Hand.
Legende: In grossen Blöcken, speziell für Bäckereien, wird die Hefe in Rheinfelden hergestellt. zvg /Klipfel Hefe AG

Daraus entstehen 500 Gramm schwere – oder noch grössere – Hefeblöcke, die für Bäckereien hergestellt werden. Kleinere Hefestückchen, die Sie privat kaufen können, um eigenes Brot zu backen, gibt es bei der Klipfel Hefe nicht mehr. Die Spezialisierung auf dieses Kundensegment bringe zum Beispiel logistische Vorteile, erklärt Geschäftsführer Daniel Daepp. Man könne so flexibler auf die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden eingehen.

Von über 3000 auf 1200 Bäckereien

Aber die Spezialisierung bringe auch Nachteile mit sich: «Vor 10 Jahren gab es noch über 3000 gewerbliche Bäckereien in unserem Land. Heute sind es noch etwa 1200», so Daepp. Allerdings sei das Hefe-Absatzvolumen seiner Firma zum Glück nicht im gleichen Ausmass zurückgegangen. «Wir haben dank der Entwicklung der grossen gewerblichen Bäckereien eine gewisse Stabilität.»

Mann guckt zu einer Hefemaschine bei der Klipfel AG
Legende: In der ältesten Hefefabrik der Schweiz gibt es einen grossen Produktionsraum. zvg / Klipfel Hefe AG

Doch es ist nicht nur der Absatz, der den Betrieb in Rheinfelden am Leben erhält, es ist auch der Erfindergeist. In einer speziell eingerichteten Backstube werden neue Hefeprodukte entwickelt, welche individuell auf die Bedürfnisse der Kundschaft zugeschnitten werden. Der Leiter dieses «Baking Centers», Philipp Maier, sagt: «Je nachdem, wie ein Brot schmecken soll, können wir bei der Produktion der Hefe ganz gezielt Einfluss nehmen.»

Trotz Maschinen braucht es den Menschen

Generell betont Maier, dass die Produktion von Hefe nicht simple Fliessbandarbeit sei: «Da wir es bei Hefe mit einem lebendigen Produkt zu tun haben, müssen wir entsprechend sorgfältig mit diesem umgehen, damit es später auch seine Leistung erbringen kann.»

Hände wallen auf Silberblech Hefe aus
Legende: Für die richtige Hefe braucht es trotz allen Maschinen viel Handarbeit. zvg /Klipfel Hefe AG

Damit das Brot letztlich genau demjenigen Bild entspricht, das Sie im Kopf haben, reichen Maschinen also nicht aus. Der entscheidende Faktor bei der Klipfel AG bleibt auch nach 138 Jahren Hefeproduktion der Mensch.

Korrigendum

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In einer ersten Version des Artikels haben sich leider mehrere Fehler eingeschlichen. So gibt es die Hefefabrik nicht seit 158, sondern seit 138 Jahren und die Fabrik hat heute nicht zehn, sondern rund zwanzig Angestellte. Wir entschuldigen uns für die Fehler und haben den Artikel entsprechend angepasst.

Regionaljournal Aargau Solothurn, 22.11.2024, 17:30 Uhr ; 

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