- Der Missbrauchsskandal rund um die Abtei Saint-Maurice hat Konsequenzen.
- Das Kollegium Saint-Maurice soll weiter von der Kirche getrennt werden.
- Das sei wichtig für die Sicherheit und den Ruf der Schule, meldet die Walliser Kantonsregierung.
- Eine Arbeitsgruppe hatte untersucht, welche Auswirkungen die Missbrauchsvorwürfe für das Gymnasium haben.
Der Missbrauchsskandal hat die Abtei Saint-Maurice in den letzten Monaten erschüttert. Wie gross das Ausmass ist, ist weiterhin unklar. Erste Vorwürfe kamen letzten September ans Licht, im Rahmen der Studie der Universität Zürich zu sexuellen Missbräuchen innerhalb der römisch-katholischen Kirche.
Kurz darauf berichtete RTS, neun Priester seien in Fälle von sexuellem Missbrauch verwickelt gewesen – geschehen innerhalb der letzten drei Jahrzehnte an Kindern und Jugendlichen. Diese Vorwürfe lösten mehrere Untersuchungen aus.
In der aktuellen Untersuchung ging es um das Kollegium Saint-Maurice, das früher der Abtei angehörte. Seit 2021 ist es in öffentlicher Hand und gehört zu den insgesamt vier öffentlichen Gymnasien des Kantons Wallis.
Zivile Kleidung, neuer Name
Bisher wurde das Gymnasium Saint-Maurice jedoch von der Abtei geführt. Die Walliser Kantonsregierung will das nun ändern und das Kollegium «in eine neue Ära führen». Es soll eine klarere Trennung zwischen der Schule und der Abtei geben.
Dieser riesige Missbrauchsskandal hat die Trennung beschleunigt.
Das soll auch der neue Name verdeutlichen – die Abtei verschwindet aus dem Namen, das Kollegium wird «Lycée-Collège de Saint-Maurice» heissen. «Wir werden die Kreuze an den Wänden aber nicht abnehmen», betonte Staatsrat Christophe Darbellay. Eine klare Trennung der Kirche sei aber wichtig für den Ruf der Schule. Dieser Prozess lief bereits, «aber dieser riesige Missbrauchsskandal mit nationaler und internationaler Ausstrahlung hat den Prozess beschleunigt.»
Geistliche dürfen weiterhin als Lehrpersonen tätig sein, müssen jedoch zivile Kleidung tragen. Und sie dürfen künftig nicht mehr den Posten des Rektors einnehmen. Bis auf eine Ausnahme.
Zwei Chorherren entlastet
Der bisherige Rektor wird wieder eingesetzt. Er ist in den Missbrauchsfällen nicht angeklagt, hatte sich im Zuge der Affäre jedoch freiwillig zurückgezogen. Er wird der letzte Geistliche auf diesem Posten sein. Darbellay machte klar, dass der Rektor und ein weiterer Chorherr wieder unterrichten dürften. Sie hätten sich nichts zu schulden lassen kommen.
Gegen den Interimsabt der Abtei, der ebenfalls zurückgetreten war, laufe jedoch weiterhin ein juristisches Verfahren.
Die Leiterin der Arbeitsgruppe, Monika Maire-Hefti, betonte, dass die Schülerinnen und Schüler sowie die Eltern den Bezug zur Abtei grundsätzlich schätzen und den Austausch gut erleben würden.
Es hat Opfer gegeben. Sie haben nun eine Stimme erhalten.
Die Arbeitsgruppe sei auch keine Untersuchungskommission und habe die Missbräuche nicht juristisch aufgearbeitet. Trotzdem sei es wichtig, ein klares Zeichen zu geben: «Man muss anerkennen, dass es Opfer gegeben hat. Endlich haben sie eine Stimme erhalten.» Es seien junge Leute von Missbräuchen betroffen gewesen, die nun ihr ganzes Leben geprägt wurden, so Maire-Hefti.
Es sei wichtig, dass das Kollegium sicher für die Studierenden sei. Die Massnahmen, welche die Arbeitsgruppe ausgearbeitet hat, sollen verhindern, dass solche Fälle künftig wieder passieren.
Dazu fordert die Arbeitsgruppe von der Abtei, dass sie die Vorfälle transparent aufarbeitet.