Ab dem 1. Juli müssen Zürcher Gemeinden mehr Asylsuchende aufnehmen. Neu sind es 16 Menschen pro tausend Einwohner – noch bis Mitte April 2022 waren es deren 5. Die erhöhte Asylquote sorgt in vielen Gemeinden für Unmut, etwa in Seuzach, nördlich von Winterthur.
Manfred Leu ist Gemeindepräsident der Gemeinde mit knapp 8000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Er steht in Turnschuhen und Anzug vor dem Gemeindehaus und sagt: «In Seuzach ist der Wohnraum knapp, wir müssen wahrscheinlich etwas bauen.» Überrascht hat ihn die kurzfristige Ankündigung des Kantons. «Wir haben nur fünf Monate Zeit, bis die Unterkünfte bereit sein müssen. Das ist nicht ganz einfach, wenn man etwas bauen will.»
Die Chefin des Kantonalen Sozialamts Zürich widerspricht. «Viele Gemeinden haben damit gerechnet. Denn der Bund hat anfangs Jahr darauf aufmerksam gemacht, dass wieder viele Asylgesuche eingehen werden», sagt Andrea Lübberstedt. Insbesondere erwarte der Bund auch viele Anträge von Ukrainerinnen und Ukrainern.
Erst im Juni 2023 hatte der Kanton Zürich die Aufnahmequote auf 1,3 Prozent (13 Personen auf 1000 Einwohnerinnen und Einwohner) erhöht – ein Hauptgrund für die mehrfache Anhebung in kurzer Zeit ist der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und dessen Folgen. Seuzach baute infolge der Quotenerhöhungen provisorische Wohnungen – gegen anfänglichen Widerstand aus dem Quartier.
«Es braucht viel Zeit»
Gemeindepräsident Manfred Leu führt zum Gebäude, das aus mehreren Containern besteht. Es steht auf dem Werkhof von Seuzach und wirkt freundlich mit seinen Holzstützen und gelben Türen. Davor steht ein Ständer mit Kindervelos. 24 Menschen haben in den sechs Wohnungen Platz.
Einer der Bewohner ist Dimitri Bohdan aus der Ukraine. Im Kapuzenpulli steht er im Wohnungseingang und sagt: «Seuzach ist gut. Dieses Haus ist gut für meine Familie. Danke schön. Für alles.»
Als die Gemeinde die Unterkunft letztes Jahr plante, gab es eine Einsprache einer Person aus der Nachbarschaft. Diese verzögerte den Bau. «Wir konnten uns schliesslich aussergerichtlich einigen. Das brauchte viele Diskussionen und viel Zeit», so Gemeindepräsident Manfred Leu.
Inzwischen funktioniere das Zusammenleben im Quartier gut. Wo in Seuzach die nächsten Unterkünfte hinkommen, ist noch offen. Bis im Sommer müssen sie bereit sein.