In Volketswil haben sich rund 100 Personen am «Freedom Festival» bei der Podiumsdiskussion von «Mass-Voll» eingefunden. Die vier Redner von «Mass-Voll» nutzen die Plattform des «Freedom Festival» für eine Wahlkampfveranstaltung ohne Widerworte. Kritisch eingeordnet wird hier nicht, eine Diskussion entsteht kaum.
Offiziell geht es um den Austausch von freiheitlichen und liberalen bis libertären Ideen. Aus dem Publikum fallen aber auch Sätze wie «Ungeimpfte werden in Camps abtransportiert» oder «es gab nie eine Pandemie – es war alles inszeniert».
In dieser Umgebung lässt sich «Mass-Voll»-Präsident Nicolas Rimoldi dazu hinreissen, nochmals einen Witz über Braunau zu reissen, dem Geburtsort Hitlers. Dies, nachdem er vor wenigen Wochen bereits ein Foto von sich auf Instagram publizierte – aufgenommen in Braunau.
Rechtsradikale Unterstützer
Bei der Podiumsdiskussion sind auch zwei Aushängeschilder der «Jungen Tat» anwesend. Die Organisation wird von Extremismusforschenden als klar rechtsradikal eingestuft. SRF ist auch vor Ort und beobachtet, wie sie Fotos von Rimoldis Auftritt machen, als technische Hilfe fungieren und im regen Austausch mit Rimoldi sind.
Darauf angesprochen sagt Rimoldi, er habe den Kontakt mit der Gruppe gesucht: «Sie wurden wie ich als rechtsextrem, Nazi oder Schwurbler diffamiert, da wollte ich auf sie zugehen.» Zudem sei die «Junge Tat» für ihn keine rechtsextreme Organisation.
Dem widerspricht Extremismusforscher Dirk Baier vehement, «die Bewegung ist klar rechtsradikal und neofaschistisch», ihre Ideologien widersprächen den demokratischen Grundprinzipien.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich «Mass-Voll»-Präsident Rimoldi mit Personen aus dem rechtsextremen Milieu zeigt. So besuchte er eine Kundgebung in Wien, die von der «Identitären Bewegung» organisiert wurde. Eine Gruppierung, die vom österreichischen Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft wird.
Gefährliche Verwässerung
Solche Treffen wie das «Freedom Festival» sieht der Extremismusforscher Baier sehr kritisch. «Mass-Voll hat sich als vermeintliche Bürgerrechtsbewegung etabliert, welche sich für die Freiheit einsetzt – und diese vermischt sich nun mit klar rechtsradikalen Gruppierungen.» Damit könnten sich faschistische Ideen auch in bürgerlichen Kreisen festigen, so Baier. Bisher Unsagbares, Radikales wird salonfähig.
Benjamin Mudlack, der deutsche Organisator des Festivals und Vorstandsmitglied der rechtslibertären Atlas-Initiative, meint auf Anfrage: «Wir kontrollieren nicht, wer sich als Privatperson ein Ticket kauft und am Festival teilnimmt … von extremistischen Tendenzen und Organisationen distanzieren wir uns jedoch ausdrücklich.»
Am Wochenende des «Freedom Festival» zählten die Veranstalter rund 500 Personen. Die Gefahr sei laut Baier hier nicht primär eine Zunahme der Mitgliederzahl von Organisationen wie der «Jungen Tat», sondern, dass radikale Ideen und Ideologien gestreut und normalisiert würden. Ob «Mass-Voll» dabei für die «Junge Tat» der richtige Katalysator ist, stellt Baier indes in Frage.