Ilias Panchard spricht von einem Pilotprojekt. Der Stadtparlamentarier der Grünen will dafür sorgen, dass in Lausanne künftig nur noch ein kleiner Teil der rund 500 Polizistinnen und Polizisten Waffen tragen. Nur wer im Fall einer Schiesserei oder eines anderen Gewaltverbrechens eingreifen muss, soll bewaffnet sein. Dafür hat Panchard ein Postulat eingereicht, dem das Parlament mit grosser Mehrheit zustimmte. Die Regierung muss nun Vorschläge zur Umsetzung liefern.
Bei der überwiegenden Mehrheit der Polizeieinsätze sei eine Waffe unnötig, schreibt Panchard in seinem Vorstoss. In gewissen Fällen könnten Waffen sogar Spannungen eskalieren lassen und zu Gewalt führen.
Es gibt viele Polizisten, die bloss im Auto sitzen.
Panchard sagt zu Radio SRF: «Alle Aufgaben der Gemeindepolizei müssen überprüft werden. Es gebe viele Polizisten, die bloss im Auto sitzen.» Nur wenige seien auf der Strasse unterwegs und im Kontakt mit der Bevölkerung oder Gewerbetreibenden. Sie bräuchten keine Dienstwaffe.
Doch auch Panchard ist bewusst, dass eine waffenlose Polizistin oder Polizist rasch in eine gefährliche Situation geraten kann. Panchard sagt, im Notfall würden sofort weitere Polizisten zur Hilfe eilen, die dann eben eine Waffe tragen würden.
Nahbarere Polizisten
Sein Anliegen begründet er auch mit «zunehmenden Spannungen zwischen der Polizei und vor allem einem jüngeren Teil der Bevölkerung in gewissen Quartieren.» Darauf will er reagieren und geht davon aus, dass waffenlose Polizisten nahbarer sind.
Polizisten werden oft selbst zu Opfern, wenn beispielsweise Betrunkene oder Drogensüchtige sie attackieren.
Pierre-Antoine Hildbrand, in der Stadtregierung für die Sicherheit zuständig, kritisiert das Ansinnen scharf. Bereits in der Ratsdebatte hat der FDP-Politiker klargemacht, eine waffenlose Polizei werde es mit ihm nicht geben. Daran hält er fest, weil «Polizisten oft selbst zu Opfern werden, wenn beispielsweise Betrunkene oder Drogensüchtige sie attackieren. Polizistinnen und Polizisten sind in der Schweiz Generalisten.»
Natürlich brauche es keine Waffe, um einem Touristen Ratschläge zu geben, aber niemand könne im Voraus wissen, ob sich nicht plötzlich zu einer gefährlichen Situation komme. Hildbrand sagt: «Niemand will, dass eine Polizistin oder ein Polizist seine Dienstwaffe benützt. Aber sie müssen im Notfall eine Waffe zur Verfügung haben.»
Dienstwaffe nie gebraucht
Unterstützung bekommt Hildbrand vom Verband der Schweizerischen Polizeibeamten und dessen Präsident, Emmanuel Fivaz, der seit 25 Jahren Polizist ist. Er habe seine Dienstwaffe noch nie gebraucht, sagt er. Doch ihn irritiert Ilias Panchards Pionierprojekt grundlegend.
Er verstehe nicht, warum man es als Bedrohung sehe, wenn ein Polizist eine Dienstwaffe trägt. Es gebe keine Studie, die belegt, dass das Tragen einer Dienstwaffe das Risiko für deren Gebrauch bei einer Intervention oder im Kontakt mit der Bevölkerung erhöhe.