Darum geht es: Der aktuelle Tarif Tarmed, mit welchem alle ärztlichen Behandlungen ohne Übernachtung abgerechnet werden, ist in die Jahre gekommen und unübersichtlich. Mehrere tausend Positionen halten Behandlungsschritte, Gespräche oder Analysen fest. Weil sie nicht mehr aktuell sind, bilden sie die eigentlichen Behandlungen und deren Kosten nicht mehr ab. Es gibt Positionen, die sind viel zu teuer und andere, die sind viel zu günstig. Das ist verzerrend und bietet Fehlanreize.
Vorschlag Tardoc: Die Ärzte-Vereinigung FMH und der Krankenkassenverband Curafutura haben mit dem Tardoc ein neues Tarifwerk geschaffen. Es besteht wie der Tarmed aus einzelnen Positionen (Einzelleistungstarif), jedoch wurden diese deutlich verringert und bereinigt. 2019 reichten die Beteiligten das Tardoc-Modell ein erstes Mal beim Bundesrat ein. Doch dieser genehmigte den Vorschlag nicht, da wichtige Vorgaben nicht erfüllt waren. Darunter fiel die Vorgabe, dass der neue Tarif nicht mehr kosten dürfe als der alte – die sogenannte Kostenneutralität.
Vorschlag ambulante Pauschalen: Der Spitalverband hplus und der Krankenkassenverband Santésuisse haben ein System mit ambulanten Pauschalen ausgearbeitet. Wo Behandlungen standardisiert ablaufen, lassen sie sich mit einer Pauschale abbilden. Im Spitalbereich mit Übernachtung wird das seit über zehn Jahren so gemacht, das sind die sogenannten Fallpauschalen. 2021 reichten die Beteiligten eine Version zur Vorprüfung beim Bundesrat ein. Die aktuelle Version fokussiert stark auf den Spital-ambulanten Bereich, also jene Operationen, die ohne Übernachtung stattfinden. Rund 44 Prozent von ihnen sollen anfänglich mit den neuen ambulanten Pauschalen abgerechnet werden können.
Gemeinsam zum Ziel: Zu Beginn standen die beiden Ansätze in Konkurrenz. Gesundheitsminister Alain Berset rief die Beteiligten stets dazu auf, sich zu einigen. Dass sich die Projekte kombinieren liessen, stritt niemand ab. Und doch harzte die Zusammenarbeit, bis im November 2022 eine gemeinsame Tariforganisation gegründet wurde: die Organisation ambulanter ärztlicher Tarif OAAT. Im April 2023 wurde deren Leiter Rémi Guidon bestimmt, der nun schrittweise seine Arbeit aufnimmt. Genehmigt der Bundesrat das kombinierte Modell, wird es zu Beginn so sein: Die Pauschalen decken rund 44 Prozent der spitalambulanten Behandlungen ab und sonst läuft alles über den Tardoc.
Das Ziel: Beide Tarifwerke sollen gemeinsam bis Ende Jahr eingereicht werden. Mit dem Okay des Bundesrates soll dann der alte Tarmed nach über zwei Jahrzehnten auf Anfang 2025 abgelöst werden können.