Über drei Jahre arbeiteten Vertreter mehrerer Bundesämter und verschiedener Kantone daran, eine erste nationale PCB-Strategie zu entwickeln, berichtet die Zeitschrift «Beobachter». Lucia Klauser, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen, war Co-Leiterin der Arbeitsgruppe: «Das Ziel ist, die PCB und Dioxine in der Lebensmittelkette zu verringern.»
In den letzten Jahrzehnten habe die Belastung in Lebensmitteln zwar abgenommen, sagt Klauser weiter, doch das Problem sei noch nicht gelöst. Schweizweit sind laut Berechnungen von ETH-Wissenschaftlern noch über 200 Tonnen PCB in Wandfarben, Fugendichtungen oder Elektrogeräten verbaut. Hinzu kommt eine diffuse Kontamination der Umwelt.
PCB landet auf unsern Tellern, wenn Tiere beispielsweise kontaminierte Erde oder verseuchtes Futter fressen. Die Schweizer Bevölkerung nimmt laut Bericht über die Nahrung deutlich mehr PCB auf, als über eine längere Zeit als sicher eingestuft wird, es besteht also ein Gesundheitsrisiko.
«PCB ist giftig und lauert überall»
Bereits vor über zehn Jahren schlug die Stiftung für Konsumentenschutz Alarm, warnte vor PCB in Fleisch und forderte Massnahmen. Sprecher Alex von Hettlingen sagt heute: «PCB ist giftig und lauert überall. Es kann jeden von uns jederzeit treffen. Beispielsweise wenn eine Milchkuh unbemerkt Giftfarbe frisst oder ein Huhn, das verseuchten Boden pickt.»
Genau einen solchen Fall hatten die Behörden vor einigen Jahren entdeckt. In einem Stall in Graubünden war PCB-haltige Farbe von der Wand geblättert. Einzelne Splitter genügten, um Milch und Fleisch von Kühen und Kälbern teilweise massiv zu kontaminieren. Dieser Fall war laut Recherchen des «Beobachters» auch der Grund, wieso Kantone und Bund eine nationale PCB-Strategie erarbeiten.
Das nun publizierte Dokument überzeugt die Stiftung für Konsumentenschutz nicht. Der Text sei diffus und umständlich formuliert. Dadurch entstehe der Eindruck, dass der Ball flach gehalten werden soll. «Dies Strategie stützt sich im Wesentlichen darauf, dass die Lösungsverantwortung den Landwirten in die Schuhe geschoben wird.»
Mehr Unterstützung durch die Behörden wünscht sich auch der Schweizerische Bauernverband. Die Strategie habe zwar gute Ansätze, es sei richtig, die Bauern über das Problem zu informieren und sie zu sensibilisieren. Doch es sei mehr nötig, sagt Geschäftsleitungsmitglied Martin Rufer. Die betroffenen Bauern könnten nichts dafür. «Die öffentliche Hand sollte die betroffenen Landwirte besser unterstützen.» Die betroffenen Betriebe müssten identifiziert werden und es sollte Unterstützung bei einer Ursachenabklärung, bei einer Laboranalyse und allenfalls bei einer Sanierung geboten werden.
Unklar, wie viele Gebäude kontaminiert sind
Das Beispiel in Graubünden hat gezeigt: Eine Sanierung kann schnell mehrere 10'000 Franken kosten. Laut PCB-Strategie stünden hier in erster Linie die Bauern in der Pflicht diese zu berappen, Kantone können sie je nach Fall finanziell unterstützen.
Bis heute ist unklar, wie viele landwirtschaftliche Gebäude mit PCB kontaminiert und somit eine Gefahr sind. Mit einem Pilotprojekt sollen nun erstmals Gebäude in einzelnen Kantonen inventarisiert werden. In welchen Kantonen und bis wann lässt die PCB-Strategie offen.