Der Flüchtlingsstrom aus der Ukraine hält an. Auch am Dienstag kamen tausende Menschen in den Nachbarländern an. Geht der Krieg weiter, könnten bis zu vier Millionen Flüchtlinge in westliche Staaten kommen, rechnet die UNO.
Deshalb bereiten sich die Kantone schon jetzt auf die Ankunft von Flüchtlingen vor. Wie viele Flüchtlinge dereinst in die Schweiz kommen, sei völlig offen, sagt Rolf Rossi, Asylkoordinator des Kantons Baselland. Weil auch im Baselbiet die Gemeinden für die Unterbringung von Flüchtlingen und Asylsuchenden zuständig sind, habe man bereits vor 14 Tagen, als sich eine Verschlechterung der Lage in der Ukraine abzeichnete, alle Gemeinden angeschrieben.
Gesucht: Wohnungen, aber keine Zivilschutzanlagen
Gesucht werden vor allem gewöhnliche Wohnungen und keine Zivilschutzanlagen ohne Tageslicht. Denn, so Rossi, es werden vor allem Frauen mit ihren Kindern sein, welche Schutz in der Schweiz suchen. Männer im wehrfähigen Alter dürfen die Ukraine derzeit nicht verlassen.
Erschwert wird die Planung, weil unklar ist, ob die Flüchtlinge gestaffelt oder innerhalb von kurzer Zeit zusammen in die Schweiz kommen. Deshalb überlege man derzeit, ob auch der Kanton Basel-Landschaft grössere Unterkünfte zur Verfügung stellt, wo man schnell viele Flüchtlinge unterbringen kann.
Der wichtigste Schritt ist sicher, dass wir in kurzer Zeit ausreichend Plätze zur Verfügung haben.
«Der wichtigste Schritt ist sicher, dass wir in kurzer Zeit ausreichend Plätze zur Verfügung haben», ergänzt Renata Gäumann, Asylkoordinatorin des Kantons Basel-Stadt.
Auch in anderen Kantonen bereiten sich die Behörden vor. Um die Koordination zu vereinfachen, installiert der Kanton Luzern eine Taskforce, wie am Dienstag bekannt wurde. Diese soll die Zusammenarbeit über verschiedene Departemente sicherstellen.
Silvia Bolliger, Leiterin der Dienststelle Asyl- und Flüchtlingswesen, bestätigt einen entsprechenden Bericht der «Luzerner Zeitung» gegenüber SRF. Man prüfe aktuell, in welchen Gebäuden man die Ukrainerinnen und Ukrainer unterbringen könne. Auch hier soll auch Zivilschutzanlagen verzichtet werden – aus Rücksicht auf die Familien. Auf die Kinder müsse sich der Kanton auch sonst gut vorbereiten. «Die Schulbildung und auch die Gesundheitsversorgung soll sichergestellt sein», so Bolliger.
Zentrale Anlaufstelle in Zürich
Ähnlich klingt es in Zürich: Für die Stadt Zürich sei es nun sehr wichtig, dass sie sich auf Flüchtlinge aus der Ukraine vorbereite, sagt Sozialvorsteher Raphael Golta. «Wir wollen dort mobilisieren, wo wir selbst Wohnraum haben. Diesen Prozess kennen wir von früheren Flüchtlingskrisen.»
Wir wollen dort mobilisieren, wo wir selbst Wohnraum haben. Diesen Prozess kennen wir von früheren Flüchtlingskrisen.
Wie auch immer sich die Situation mit den Flüchtlingen präsentiere, man werde sie stemmen können, ist der Zürcher Sicherheitsdirektor Mario Fehr überzeugt. Der Kanton sei deshalb in engem Kontakt mit Städten, Gemeinden und privaten Hilfswerken. Zudem habe man ab heute eine zentrale Anlaufstelle eingerichtet, von der aus Wohnungsangebote für Flüchtlinge koordiniert werden, so Fehr weiter. «So soll sichergestellt werden, dass für die Menschen gute Unterkunftsmöglichkeiten in den Gemeinden bereitstehen.»
Noch zurückhaltend äussern sich andere Kantone, wie beispielsweise Solothurn. Man sei derzeit im Austausch mit dem Bund, sagt die zuständige Regierungsrätin Susanne Schaffner auf Anfrage. Der Kanton Solothurn verfüge aktuell über 260 Plätze für Asylsuchende. Davon seien rund 190 belegt. Sie rechne, dass man die Kapazität bei Bedarf etwa verdoppeln könne, so Schaffner.