Thomas Würgler wechselt vom Ruhestand am See in einen sehr unruhigen Job am Rheinknie. Er war ab 2009 Kommandant der Kantonspolizei in Zürich und ist dort 2020 in Pension gegangen. Die baselstädtische Regierung hat ihn jetzt zum Interims-Kommandanten für den angelaufenen Transformationsprozess gewählt. Würgler soll das Basler Korps so lange leiten, bis ein neuer Polizeikommandant bestimmt worden ist.
Verheerender Untersuchungsbericht
Der bisherige Basler Polizeikommandant Martin Roth war Ende Juni freigestellt worden, nachdem ein Untersuchungsbericht des Staatsrechtsprofessors Markus Schefer eine grosse Misere im Polizeikorps aufgezeigt hatte. Viele der gegen 400 dazu befragten Polizistinnen und Polizisten klagten über eine «Angstkultur», mangelndes Vertrauen in die Führung, Überlastung sowie über rassistische und sexistische Vorfälle. Auch drei Mitglieder der Polizeileitung mussten in der Folge ihren Arbeitsplatz räumen.
Auftrag: das Korps zu stabilisieren und den Transformationsprozess einzuleiten
Thomas Würgler nimmt die Arbeit am 9. September 2024 auf. Dank seiner Erfahrungen als Staatsanwalt, Rechtsanwalt und als Polizei- und Militäroffizier bringe der 69-jährige Jurist beste Voraussetzungen mit, um rasch in die Funktion des Kommandanten zu finden, schreibt nun die Basler Regierung. Würgler habe den «Auftrag, das Korps zu stabilisieren und den Transformationsprozess einzuleiten».
Die Ausschreibung für einen neuen, festen Kommandanten soll erst erfolgen, wenn Würgler mit der Vorsteherin des Justiz- und Sicherheitsdepartements mögliche Modelle für die Führungsstruktur der Kantonspolizei definiert hat. Mitte Juli hatte Regierungsrätin Stephanie Eymann eine Taskforce mit externer Beratung eingesetzt und erste Weichen gestellt.
100 Polizei-Stellen in Basel nicht besetzt
Das Basler Polizeikorps weist derzeit einen Unterbestand von rund 100 Stellen auf. Dies führt angesichts von Demonstrationen, Ausschreitungen bei Fussballspielen und anderer städtischer Sondereinsätze zu permanent hoher Belastung. Gleichzeitig werden deren Löhne als vergleichsweise tief kritisiert.
Die Misere ist nicht neu, sie schwelt seit gut einem Vierteljahrhundert. Schon Gerhard Lips und Roberto Zalunardo, die beiden Vorgänger von Roth, mussten unter Nebengeräuschen den Hut nehmen – beide waren aus Zürich gekommen.