Seit Ende September lockt in Bern die neue Schwimmhalle. Bis zu 1000 Menschen strömen täglich in den Wassersporttempel. Die Stadt Bern ist stolz auf die moderne Anlage, die rund 75 Millionen Franken gekostet hat.
Doch schon kurz nach der Eröffnung gab es erste Kritik. In Google-Bewertungen bemängeln zahlreiche Besucherinnen und Besucher die Hygiene – etwa in den Garderoben oder beim Durchgang zum Schwimmbecken: «Die Böden sind schmutzig und eklig», hiess es etwa.
Die Athleten klagen über Husten und finden, ihre Lungenkapazität sei eingeschränkt.
Nun melden sich auch Spitzenschwimmerinnen und Spitzenschwimmer zu Wort. Die Luft sei schlecht. «Die Athleten klagen über Husten und haben den Eindruck, dass die Lungenkapazität eingeschränkt ist», sagt die Berner Schwimmklub-Präsidentin Claudia Kaufmann. «Es betrifft aber nur Personen, die sehr lange in der Halle sind und lange trainieren.» Wie die Tamedia-Zeitungen schreiben, wurden gar einzelne Trainings in andere Hallen verlegt.
Alle Werte sind im grünen Bereich, wir wissen nicht mehr, wo wir suchen sollen.
Die Verantwortlichen wissen nicht genau, was das Problem ist. «Wir haben zahlreiche Messungen veranlasst», sagt Christian Bigler. «Alle Werte sind im grünen Bereich», so der Leiter des Stadtberner Sportamts, «wir wissen nicht mehr, wo wir suchen sollen.»
Die Betreiber vermuten, dass die Probleme mit der Lüftung zu tun haben. «Wir gehen davon aus, dass es in der Halle nicht gefährlich ist», sagt Christian Bigler. Ausser den Leistungssportlern habe sich noch niemand beklagt.
Auch in Biel Meldungen wegen Atemwegsproblemen
Kritik an Luft- und Wasserqualität gibt es aber nicht nur in Bern. SRF-Recherchen zeigen, dass auch die Situation im alten Schwimmbad im Bieler Kongresshaus Anlass zu Diskussionen gibt. «Das Wasser ist sehr trüb», sagt Spitzenschwimmerin Cherelle Oestringer.
Zudem sei die Luft sehr warm: «Wenn man hart trainiert, ist das Atmen sehr anstrengend.» Im Winter sei sie auch sehr häufig krank. Die chronischen Stirnhöhlenprobleme schreibt sie den Bedingungen in der Schwimmhalle zu, in der sie regelmässig trainiert.
Die Badbetreiber schreiben dazu, dass man sich an kantonale Vorgaben hält. «In diesem Sinne kontrollieren wir die Wasser- und Luftqualität mehrfach jährlich durch externe Labore.» Und: «Grosses Besucheraufkommen kann kurzfristig zu einer Wassertrübung führen.»
In der Fachwelt ein bekanntes Phänomen
Dass Atemprobleme in Hallenbädern auftreten können, ist nicht neu. In einem Merkblatt für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Schwimmbädern schreibt die Suva, dass ein sogenanntes «echtes Berufsasthma» auftreten könne – ausgelöst durch sogenannte Chloramine. Diese entstehen in einer chemischen Reaktion, wenn Schweiss oder Urin mit dem Chlor im Badewasser in Berührung kommen.
In der Fachwelt geht man davon aus, dass diese Stoffe für die Badenden nicht allzu schädlich sind – sofern man sich nicht stundenlang in den Hallenbädern aufhält. Die Verantwortlichen in Biel und Bern versprechen, den Ursachen der Atemprobleme weiter auf den Grund zu gehen.