Der Ruf der Internationalen Energieagentur: Der Chef der Internationalen Energieagentur (IEA), Faith Birol, forderte kürzlich in einem Interview der Pariser Zeitung «Les Echos» staatliche Massnahmen, um die wachsende Verbreitung von SUVs einzuschränken. Er begründete dies mit der grossen Umweltbelastung und betonte, dass SUVs im Schnitt einen Fünftel mehr CO₂ als herkömmliche Autos ausstossen.
Die grosse Beliebtheit der SUVs: Laut der IEA war 2023 fast jeder zweite verkaufte Neuwagen ein SUV (Sport Utility Vehicle). Weltweit lag die Quote bei 48 Prozent, in Europa bei über 50 Prozent. Auch in der Schweiz sind die beliebtesten Modelle fast allesamt SUVs.
Die Gründe für reissenden Absatz: Jochen Markard, Forscher für nachhaltige Energiesysteme an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW), sieht mehrere Gründe für die grosse Verbreitung des schweren und entsprechend energieintensiven Fahrzeugtyps: Auf der einen Seite die Autohersteller, die mit SUVs lange höhere Margen erzielen konnten. Mit der Werbung für Abenteuer, sportliches Fahren, Fahrgefühl, Sicherheit und immer wieder neuen Ausstattungsmöglichkeiten schufen sie eine Nachfrage, die es zuvor nicht gab.
Nutzen und Statussymbol: Auf der anderen Seite die Kundschaft, die beim Autokauf oft nicht sehr rational handelt, wie Markard sagt. Viele kauften einen SUV für den «Extremfall». Ein grosser Wagen für ein paar Wochen Ferien mit der fünfköpfigen Familie samt Sportausrüstung sei unbestritten praktisch. Für den Rest des Jahres werde das grosse Gefährt dann typischer- und unnötigerweise unter seinen Möglichkeiten genutzt. Dazu komme die Rolle des SUV als Statussymbol, als Ausdruck, mit einem «modernen» Auto dazuzugehören.
Die Folgen für die Umwelt: SUVs sind grösser und schwerer als herkömmliche Autos. Entsprechend verbrauchen sie auch mehr Energie, seien es fossile Brennstoffe oder Strom. Natürlich ist ein E-Fahrzeug zumindest bei den direkten Emissionen und beim CO₂ besser als ein herkömmliches Fahrzeug. Das gilt auch für die SUVs. Doch die Grundprobleme des SUV – Grösse und Gewicht – bleiben. Dazu kommt der Platzverbrauch, etwa beim Parkieren.
Mögliche Massnahmen gegen SUV-Trend: Etablierte Fahrzeugtypen wie SUVs wieder einzuschränken, sei für die Politik sehr schwierig, sagt ZHAW-Forscher Markard in einer Studie. Entsprechend gross sei der Widerstand gegen Einschränkungen bei SUVs bei Besitzerinnen und Bestzern. Die Politik habe mit Steuern, Energieverbrauchslabeln und beim Parkplatz-Management zwar einige Einflussmöglichkeiten. Wichtiger wäre gemäss der Studie allerdings, einzugreifen, bevor ein Produkt die breite Masse erreicht hat.