- 350 Personen dürften bei Ceva Logistics in Neuendorf SO ihren Job verlieren, meldet die Gewerkschaft Unia. Demnach ist der gesamte Standort bedroht.
- Die Firma Ceva kümmert sich bis jetzt um Retouren des Modeversands Zalando. Hinter dem Abbau steht die Ankündigung von Zalando, den Vertrag mit Ceva Logistics nicht zu verlängern.
- Retouren von Zalando sollen künftig an einem neuen Standort im Tessin gesammelt werden. Dies bestätigte eine Zalando-Sprecherin gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Wenn Pakete an den Modeversand Zalando zurückgesendet werden, landen diese in verschiedenen Logistikunternehmen in der Schweiz. Dort werden die retournierten Kleider, Schuhe und Accessoires kontrolliert und wieder neu verpackt. Eines dieser Unternehmen ist die Ceva Logistics in Neuendorf SO, Teil des französischen Schifffahrts- und Logistikunternehmens CMA CGM mit Sitz in Marseille.
Nach Protesten gab es 2024 mehr Lohn
Ceva Logistics in Neuendorf war vor einem Jahr wegen schlechter Arbeitsbedingungen in die Schlagzeilen geraten. Nach einer von der Gewerkschaft Unia organisierten Protestaktion und monatelangen Verhandlungen, gab es für die Angestellten auf Anfang 2024 bessere Arbeitsbedingungen und einen 13. Monatslohn.
Nun hat Zalando den Vertrag mit Ceva Logistics nicht erneuert, bestätigt eine Sprecherin des Modeversands. Man suche einen neuen Logistikpartner im Tessin. Das Tessin passe geografisch besser zu den Transportwegen des Modeversands.
Die Ceva Logistics wird die 350 Kündigungen voraussichtlich im Oktober oder November aussprechen, heisst es laut der Gewerkschaft Unia in einem Brief an die Mitarbeitenden. Von der Kündigung betroffen seien 212 Festangestellte und 138 temporäre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auch die Zukunft des Standorts Neuendorf ist gemäss Gewerkschaft unsicher.
Die Leute werden ausgenutzt.
Die Unia kritisiert sowohl Ceva Logistics als auch Zalando für die Entlassungen. Viele Angestellte hätten ungesicherte Arbeits- und Lebensverhältnisse: «Es sind Leute, die keine oder wenig Kenntnis der Landessprache haben und die wirklich ausgenutzt werden», sagt Elisabeth Fannin, Mediensprecherin der Unia gegenüber SRF. Man müsse wissen, dass die Arbeit im Retourenzentrum sehr hart sei, die Löhne sehr tief – im Durchschnitt 3500 Franken – und die Arbeitstage lang. Die Unia fordert einen Sozialplan.
Keine Informationen über die bevorstehende Massenentlassung hatte die Standortgemeinde Neuendorf. Laut Gemeindepräsident Hanspeter Egli sei man «total überrascht». Egli hofft nun auf das Konsultationsverfahren, bei dem die Belegschaft die Gelegenheit erhält, Vorschläge zu machen, wie die Entlassungen vermieden werden können.
Die Ceva Logistics konnte am Montag nicht für eine Stellungnahme erreicht werden.