In einem Punkt hatten Michael Laubers grösste Unterstützer im Parlament recht: Es wird sehr schwierig werden, eine geeignete Nachfolgerin oder geeigneten Nachfolger aufzuspüren. «Viel Vergnügen dabei, jemand zu finden, der sich das antun will», empörte sich etwa der Genfer Anwalt und Nationalrat Christian Lüscher (FDP).
Tatsächlich hatten sich nach Laubers Abgang nur sehr wenige Interessenten beworben. Aus der Gerichtskommission ist durchgesickert, dass es nur etwa ein Dutzend Anwärter gab, und offenbar nur eine Frau.
Ungenügende Auswahl
Am Schluss blieb die Wahl zwischen dem ehrgeizigen, aber höchst umstrittenen Genfer Generalstaatsanwalt Olivier Jornot, dessen charakterliche Eignung in Zweifel gezogen wurde. Und dem kaum bekannten langjährigen Staatsanwalt des Bundes Andreas Müller, der als erfahren, aber etwas sehr zurückhaltend gilt.
Diese Auswahl überzeugte auch eine deutliche Mehrheit der Gerichtskommission überhaupt nicht, weshalb heute die Notbremse gezogen wurde.
Es ist höchst unbefriedigend, dass nun die eigentlich schon angesetzte Wahl des Bundesanwalts am 16. Dezember verschoben werden muss. Sie wird wohl in der Frühlingsession stattfinden, und damit bleibt die Spitze der Bundesanwaltschaft noch länger verwaist.
Aber nachdem die mächtige Behörde nun schon seit dem September interimistisch durch Laubers Stellvertreter geleitet wird, offenbar ohne Probleme, kommt es auf ein paar Monate mehr auch nicht mehr an. Lieber länger nach einer geeigneten Persönlichkeit suchen als sich zu einem Schnellschuss hinreissen lassen, sagte sich die Gerichtskommission.
Schleudersitz Bundesanwalt
Mit dem Entscheid, die Alterslimite für den Bundesanwalt auf 68 anzuheben, sendet die zuständige Kommission ein deutliches Zeichen an neue Anwärterinnen und Anwärter aus: Eigentlich wird jemand gesucht, der am Ende seiner Karriere steht.
Und das mit gutem Grund: Auch die beiden Vorgänger von Michael Lauber mussten nach wenigen Jahren den Hut nehmen. Die Stelle des Bundesanwalts ist ein Schleudersitz. Jeder Interessierte muss damit rechnen, dass er nach wenigen Jahren in Ungnade fällt und riskiert, seine Karriere zu ruinieren. Noch etwas ältere, erfahrene Strafverfolger haben aber kaum mehr etwas zu verlieren.