- Energieminister Albert Rösti will derzeit keine Debatte über neue Atomkraftwerke anfangen. Das sagte er gegenüber der «NZZ».
- Die bestehenden Atomkraftwerke sollen aber so lange betrieben werden, wie die Sicherheit gewährleistet sei – darüber seien sich Bund, Kantone und Unternehmen einig.
- Zudem äusserte sich Rösti zu einem Stromabkommen mit der EU.
Rösti will bis in gut zehn Jahren den Ausbau von drei bis fünf Terawattstunden erneuerbarem Strom erreichen – so sollen Wintermangellagen vermieden werden. «Das Allerwichtigste ist, dass wir aus dieser Situation einer drohenden Mangellage im Winter herauskommen», so der Energieminister im Interview mit der «NZZ». «Das geht im Moment einzig mit Sonne, Wind und Wasser. Wir haben keine andere Wahl.» Das dauere aber bis 2030 oder 2035.
Ohne sichtbare Eingriffe in die Landschaft geht es nicht.
Der AKW-Gegnerschaft wolle er bezüglich des Widerstands gegen Energiebauprojekte in Erinnerung rufen, dass auch die Produktion erneuerbaren Stroms Nachteile mit sich bringe, sagte Rösti. «Ohne sichtbare Eingriffe in die Landschaft geht es nicht. Die nächsten vier, fünf Jahre sind entscheidend. Sie werden zeigen, wie gross der Widerstand ist.» Sei dieser zu gross, wäre die Energiestrategie laut ihm gescheitert. «In diesem Fall werde ich reagieren und aufzeigen, welche anderen Optionen es gibt.»
Eine Diskussion über neue Atomkraftwerke sei heute allerdings «müssig», sagte Rösti. «Ich habe im Moment wirklich gar kein Interesse, eine Debatte über die Kernkraft loszutreten. Meine persönliche Haltung zu diesem Thema ist bekannt, es ist auch kein Geheimnis, dass ich mich als Nationalrat gegen die Energiestrategie eingesetzt habe.»
Kein Stromabkommen mit der EU «um jeden Preis»
Rösti äusserte sich in dem «NZZ»-Interview auch zu einem Stromabkommen mit der EU. Die Schweiz brauche nicht «um jeden Preis» ein solches Abkommen. «Es wäre ein Beitrag zugunsten einer sicheren Versorgung, aber keine Garantie für Krisenzeiten», so Rösti. Nur wegen des Stromabkommens werde der Bundesrat in den Gesamtverhandlungen mit der EU keine grossen Konzessionen machen.
Sicher ist, dass das Abkommen nicht vor 2025 in Kraft treten kann, weil vorher der politische Prozess stattfinden müsste.
Die Schweiz sei physikalisch Teil des europäischen Stromnetzes und müsse deswegen kaum um den Einschluss in die sogenannte 70-Prozent-Regel fürchten. Ab 2025 sollen EU-Länder demnach 70 Prozent der Netzkapazitäten für den Handel untereinander reservieren.
Ein Stromabkommen der Schweiz mit der EU sei frühestens 2025 «realistisch», sagte Rösti. «Sicher ist, dass das Abkommen nicht vor 2025 in Kraft treten kann, weil vorher der politische Prozess stattfinden müsste.» Trotz Zuversicht plädierte Rösti im Interview dafür, dass die Schweiz sich gegen eine unerwartet harte Umsetzung der 70-Prozent-Regel, die die Schweiz ausschliesst, wappnen müsse.