Die Umweltverbände werfen Bundesrat Albert Rösti ein «Wolfsmassaker» vor. Dass Röstis zuständiges Amt in einer Kurzkonsultation den Abschuss von bis zu 70 Prozent der Wölfe erlauben will, sorgte diese Woche für emotionale Reaktionen. Zum ersten Mal in seiner Amtszeit ist der SVP-Bundesrat scharfer Kritik ausgesetzt.
Das erstaune ihn nicht, wie er im Interview mit SRF erklärt: «Es gibt die eine Seite, die sehen das schöne Tier des Wolfes», sagt Albert Rösti. «Und dann gibt es die andere Seite, das sind in erster Linie Schafzüchter, aber auch Grossviehhalter, die haben über Jahre gehegte Tiere verloren.»
Für die eine Seite gehe sein Vorschlag deutlich zu weit, stellt Rösti fest. «Für die andere Seite aber deutlich zu wenig. Diesen Ausgleich müssen wir jetzt im Bundesrat suchen.»
Rösti sucht den Ausgleich
Den Ausgleich suchen – das scheint Teil der Strategie von Röstis Politik zu sein. So will der SVP-Bundesrat einerseits die Strassen für mehr als elf Milliarden Franken stark ausbauen. Beispielsweise sechs durchgehende Autobahnspuren von Bern nach Zürich. Rösti will anderseits aber auch zusätzliche 2.6 Milliarden Franken in den Bahnausbau investieren. Besonders auch in Projekte in der Westschweiz, die sich häufig abgehängt fühlt bei Bahnprojekten.
Eine SVP-Politik fürs Land
Für Politbeobachter Michael Hermann, Geschäftsführer vom Forschungsinstitut Sotomo, ist eine klare Handschrift erkennbar. Man sehe deutlich, dass Albert Rösti neue Akzente setze im Bereich Naturschutz und Verkehr, so Hermann. «Albert Rösti bedient eine Sicht der SVP, aber es ist auch eine Sicht der ländlichen Schweiz, der ländlichen Regionen.»
Die grossen Ausbauprogramme im Bereich Schiene und Strasse kommen in erster Linie den Agglomerationen zugute.
Dass er mehr für die ländlichen Regionen tun will, streitet Bundesrat Rösti nicht ab. Für ihn gehe es aber um den Ausgleich und Zusammenhalt der Schweiz. «Die grossen Ausbauprogramme im Bereich Schiene und Strasse kommen in erster Linie den Agglomerationen zugute. Gleichzeitig soll der ländliche Raum nicht abgehängt werden», mahnt Rösti.
Der Stil der Berner SVP
Manchmal entsteht fast der Eindruck, Albert Rösti wolle es allen recht machen. Besteht ein Risiko, dass sich der SVP-Bundesrat von seiner Partei entfremden könnte?
Rösti weiss sehr genau, wie man die Partei mitnimmt und macht das als Mittelding zwischen Adolf Ogi und Ueli Maurer.
«Er entfremdet sich vor allem vom Zürcher Flügel seiner Partei», stellt Politbeobachter Hermann fest. «Er macht eine Politik, die eher auf Randregionen orientiert ist, die eher Berner Charakter hat.» Diese Politik sei aber nicht ganz im Stil des damaligen SVP-Bundesrates Adolf Ogi. «Rösti weiss sehr genau, wie man die Partei mitnimmt und macht das als Mittelding zwischen Adolf Ogi und Ueli Maurer», meint Hermann.
Auf die Mischung von Adolf Ogi und Ueli Maurer angesprochen, muss Bundesrat Albert Rösti schmunzeln. Dieser Vergleich schmeichle ihm schon etwas, meint Rösti, «da ich beide Persönlichkeiten sehr schätze».
Der Start im Amt scheint ihm grossmehrheitlich gelungen zu sein. Auch wenn Albert Rösti wegen des Wolfes gerade starkem Gegenwind ausgesetzt ist.