- Auch nach kurzer Belastungszeit kann nächtlicher Fluglärm zum Herz-Kreislauf-Tod führen: Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Instituts Swiss THP.
- Die Studie beschäftigte sich mit den Todesfällen in der Nähe des Flughafens Zürich.
- Sie zeigt auf, dass Fluglärm ähnliche Auswirkungen auf die Herz-Kreislauf-Sterblichkeit habe, wie emotionaler Stress, wie das Swiss THP am Freitag mitteilte.
Die Lärmbelastung wurde anhand einer Liste aller Flugzeugbewegungen beim Flughafen Zürich zwischen 2000 und 2015 und in Verbindung mit bereits vorhandenen Berechnungen der Fluglärmbelastung modelliert. Dabei sei der Flugzeugtyp, die Flugroute sowie die Tages- und Jahreszeit berücksichtigt worden, heisst es in der Medienmitteilung des Swiss TPH.
Vor allem in der Nacht droht Gefahr
Die Studie ergab, dass das Risiko eines Herz-Kreislauf-Todes bei der nächtlichen Lärmbelastung zwischen 40-50 Dezibel um 33 Prozent und bei einer Belastung von 55 Dezibel um 44 Prozent steigt.
Es sei bekannt, dass chronische Lärmbelastung ein hohes Risiko für ischämische Herzerkrankungen mit sich bringe, heisst es in der Medienmitteilung. Nun sei aber aufgezeigt worden, dass lauter Fluglärm in der Nacht «innerhalb von zwei Stunden zum Herz-Kreislauf-Tod» führen könne.
In absoluten Zahlen weist die Studie aus, dass bei insgesamt 25'000 Herz-Kreislauf-Todesfällen in der Nähe des Zürcher Flughafens 800 Fluglärm als Ursache gehabt hätten. Das entspreche einem Anteil von 3 Prozent.
Flugverbot verhindert weitere Todesfälle
Am Flughafen Zürich gilt zwischen 23.30 und 6.00 Uhr ein Flugverbot. «Auf Basis unserer Studienergebnisse können wir folgern, dass dieses nächtliche Flugverbot zusätzliche Herz-Kreislauf-Todesfälle verhindert», lässt Martin Röösli, Co-Autor der Studie und Leiter der Einheit «Environmental Exposures and Health» am Swiss TPH in der Medienmitteilung wissen.
Im Rahmen der Studie wäre ein Case-Crossover-Design verwendet worden, um herauszufinden, ob die Fluglärmbelästigung zum Zeitpunkt der Todesfälle im Vergleich zu zufällig gewählten Kontrollzeiträumen ungewöhnlich hoch gewesen sei, heisst es in der Medienmitteilung. Es sei mit einem zeitlichen Analyseansatz gearbeitet worden, mit dem man die Wirkung ungewöhnlich hoher oder niedriger Lärmbelastungen auf die Sterblichkeit von anderen Faktoren abgrenzen könne. Faktoren wie z. B. Rauchen oder schlechte Ernährung würden in diesem Studiendesign keine Verzerrung darstellen, so die Doktorandin und Hauptautorin der Studie Apolline Saucy.
Die Studie wurde am Freitag in der Fachzeitschrift «European Heart Journal» veröffentlicht.