Die beiden Säulen AHV und Pensionskassen sollen nach der Pensionierung eigentlich 60 Prozent des vorherigen Einkommens garantieren. Doch das System wackelt. Bereits heute kann das Renteneinkommen deutlich darunter liegen. Wer das Loch nicht mit Kapital aus der dritten Säule stopft, muss seinen Lebensstandard im Alter markant nach unten anpassen. Teils droht gar die Altersarmut.
Der Extremfall
Eine neue Studie der UBS zeigt, dass es insbesondere für Frauen im Alter knapp werden kann. Aber nicht nur.
Weshalb die Rente so tief ist, erklärt Jackie Bauer, Autorin einer UBS-Studie: «Zum einen reicht es mit diesem Lohn nicht, die volle AHV zu erreichen. Zum anderen hat Sandra in diesem Beispiel keine Pensionskasse».
Selbstständige und die Pensionskasse
Selbstständig Erwerbenden steht es nämlich frei, in eine Pensionskasse einzuzahlen oder nicht. «Mit diesem tiefen Lohn hat sie entschieden, dies nicht zu tun», so Bauer.
Sicherlich sei das Beispiel ein Extremfall, so Bauer. Trotzdem beziehen laut der Studie Frauen generell kleinere Renten als Männer.
Frauen auf den ersten Blick bevorteilt
Zwar sehen die Zahlen auf den ersten Blick für Frauen positiv aus, etwa bei der AHV. Da stammen 66 Prozent aller Einzahlungen von Männern. Nur 46 Prozent des AHV-Rentengeldes geht aber an diese zurück. Zudem erhalten Frauen in der Regel den gleichen Pensionskassen-Umwandlungssatz wie Männer, obwohl sie weniger lang arbeiten und im Schnitt drei Jahre länger leben.
Auf den zweiten Blick jedoch benachteilt
All diese Begünstigungen würden jedoch die tieferen Einkommen, die Erwerbspausen wegen den Kindern und die darauffolgenden Teilzeit-Pensen nicht wett machen, sagt Vorsorge-Expertin Jackie Bauer.
Insbesondere in Teilzeit beschäftigte Frauen hätten weit tiefere Renten, sagt die Studie. So erhalten viele betroffene Frauen wegen der Lohn-Einbussen nicht die maximale AHV-Rente, sofern sie nicht mit einem voll berufstätigen Mann verheiratet ist.
Teilzeit-Arbeit als Problem
Vier von zehn Frauen arbeiten laut Bundesamt für Statistik in einem reduzierten Pensum. Drei davon arbeiten unter 50 Prozent. Das sind weit mehr als in anderen europäischen Ländern.
Männer arbeiten in der Schweiz zwar in der Regel Vollzeit und doch gäbe es mit dem Kulturwandel in Sachen Kindererziehung immer mehr Männer, die ihr Pensum reduzierten. Für sie gelte grundsätzlich das gleiche wie für Frauen, sagt Jackie Bauer.
Tiefe Löhne als weitere Hürde
Ob Frau oder Mann, finanziell enger werde es auch dann, wenn der Brutto-Lohn unter 85'000 Franken falle. Dann erhält ein Versicherter nicht die maximale AHV-Rente. Zumindest dann nicht, wenn die Person nicht verheiratet ist und auf die Einzahlungen des Partners zählen kann.
Und auch bei der zweiten Säule können tiefe Löhne ein Problem sein, sagt Bauer: «Die zweite Säule hat die Herausforderung, dass erst eine Hürde über 20’000 Franken überwunden werden muss, damit überhaupt Kapital in der zweiten Säule versichert ist.»
Teilzeit-Arbeit behält die Frauen im Arbeitsleben
Zwar mag die Berechnung, ob sich die Erwerbstätigkeit der Mutter finanziell lohne, ernüchternd sein. Nach Abzug der Betreuungkosten bleibt oft nur wenig vom Lohn übrig. Doch lohne sich eine kurzfristige Betrachtung nur selten, man müsse auch an die Lücken bei der Pensionierung denken, so Bauer. Zudem bleibe die Frau bei Teilzeit-Arbeit langfristig arbeitsmarktfähig.