Neu gilt, wer sein Unternehmen seit November mindestens 40 Tage schliessen musste, ist ein Härtefall. Zudem wird geprüft, ob das Not-Kreditprogramm vom vergangenen Frühling wieder aktiviert werden soll. Für die Eventbranche bringe dies nicht viel, sagt der betroffene Jörg Gantenbein, Präsident des Verbandes der Theater- und Bühnentechnikberufe.
SRF News: Reichen die Massnahmen, die der Bundesrat gestern beschlossen hat, für Ihre Branche?
Jörg Gantenbein: Nein, sie reichen für uns überhaupt nicht. Es ist so, dass wir im Veranstaltungs- und Eventbereich von diesen Änderungen überhaupt nicht profitieren können.
Wir haben nach wie vor einen ganz normalen Zugang zu Hilfen, obwohl wir seit elf Monaten komplett geschlossen sind.
Ihre Branche könnte zwar an Hilfsgelder kommen, allerdings ist dies sehr mühsam und je nach Kanton verschieden?
Ja, wir haben 26 verschiedene Antragsformulare mit Bedingungen, die erfüllt werden müssen. Es ist so: Wir haben nach wie vor einen ganz normalen Zugang zu Hilfen, obwohl wir seit elf Monaten komplett geschlossen sind. Wir leiden in der Veranstaltungsbranche an einem Berufsverbot.
Als Härtefälle gelten Sie nicht?
Wir sind ein ganz normaler Härtefall und wir wurden nicht komplett behördlich geschlossen.
Die Kurzarbeitsentschädigung reicht nicht?
Nein, das reicht nicht. Grundsätzlich funktioniert die Kurzarbeit. Aber die Löhne sind nur ein kleiner Teil, da ist nicht alles gedeckt. Unsere Betriebe haben sehr hohe Betriebs- und Fixkosten und die sind über die Kurzarbeitsentschädigung nicht gedeckt. Wir haben im September gehofft, dass es mit dem Covid-Gesetz vorwärtsgeht und dass wir an Hilfen kommen. Dem ist bis heute nicht so.
Sie haben schon vor dem Entscheid eine nationale Vereinheitlichung der Kriterien und Verfahren verlangt, wenn es um die Auszahlung und Anerkennung dieser Härtefälle geht. Dies liegt in der Verantwortung der Kantone. Was ist daran verkehrt?
Das grosse Problem für uns ist, dass es eine grosse Wettbewerbsverzerrung innerhalb der Branche gibt. Das heisst, in den einen Kantonen funktioniert es besser, in anderen Kantonen funktioniert es vielleicht und in anderen Kantonen funktioniert es überhaupt nicht, obwohl diese Betriebe in der gleichen Branche tätig sind.
Betrachten wir die Lage am Beispiel Ihrer eigenen Firma. Sie haben eine Firma für Veranstaltungstechnik im Kanton St. Gallen. Was heisst das für Ihr Unternehmen?
Die Regelungen im Kanton St. Gallen wurden letzte Woche noch einmal angepasst, aufgrund des Drucks des kantonalen Gewerbeverbands. Man hat jetzt die Möglichkeit, sich anzumelden, auch wenn man nicht 300 Stellenprozente hat. Andere Kantone halten nach wie vor an 500 Stellenprozenten fest. Das ist ein grosser Unterschied. Und das heisst aber nur, welche Firmen anspruchsberechtigt sind. Ob irgendwann tatsächlich Gelder fliessen werden, weiss man nicht.
Unsere Branche hat keine strukturellen Probleme. Nur deshalb sind diese Betriebe überhaupt noch da.
Sie drängen auf schnelle Auszahlungen, die Reserven seien bei vielen aufgebraucht. Wie schlecht geht es der Branche?
Der Branche geht es sehr schlecht. Wir sind eine sehr heterogene Branche. Es gibt zum Teil Betriebe, die nach wie vor 96 Prozent Umsatzverlust verzeichnen.
Sie müssen wissen: Es sind gesunde Betriebe. Unsere Branche hat keine strukturellen Probleme. Nur deshalb sind diese Betriebe überhaupt noch da. Sie haben sich komplett eingeschränkt und keine Investitionen getätigt, nur deshalb können sie die Fixkosten irgendwie decken. Sie warten jetzt auf eine Überbrückungshilfe. Klar ist: Unsere Branche wird es wieder geben, es ist nur die Frage, wann. Darauf setzen wir alle, mit viel Herzblut und auch privatem Einsatz.
Das Gespräch führte Salvador Atasoy.