Was in der Automobilindustrie bereits Einzug gehalten hat, kommt jetzt auch in der Aviatik an. Die Velis Electro ist das weltweit erste Flugzeug ohne Verbrennungsmotor, das in der Schweiz eine Zulassung erhalten hat.
Beschränkte Flugdauer
Aufgrund seiner kurzen Flugdauer von maximal 50 Minuten wird die Velis Electro in erster Linie als Schulungsflugzeug eingesetzt werden. Das kleine und 600 Kilogramm leichte Elektroflugzeug ist deutlich leiser als herkömmliche Flugzeugtypen – und es stösst keine Abgase aus.
Den notwendigen Strom für das Elektroflugzeug liefern zwei Lithium-Ionen-Akkus mit je 60 Kilogramm Gewicht. Das hohe Gewicht der Akkus ist einer der Faktoren, die die Reichweite von Elektroflugzeugen limitieren. Die Energiedichte der Batterien ist im Vergleich zu Kerosin 50 bis 60 Mal kleiner.
Tiefere Lärmbelastung
Die Velis Electro erzeugt dank des E-Motors lediglich einen maximalen Geräuschpegel von 60 Dezibel. Am Boden muss der Elektromotor nicht erst warmlaufen. Einmal in der Luft, ist das E-Flugzeug vom Boden aus kaum mehr zu hören.
Die tiefe Lärmbelastung ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil für die Akzeptanz der Freizeitfliegerei. Gerade während der Ausbildung erfolgen viele Kurzflüge im näheren Umfeld der Flugplätze. Der Einsatz von Elektroflugzeugen kann die Lärmbelastung für die Anwohnerschaft erheblich senken.
Komplexes Zulassungsverfahren
Für die Zulassung von Flugzeugen im europäischen Luftraum ist die europäische Agentur für Flugsicherheit Easa zuständig, bei der auch die Schweiz Mitglied ist. Da es bisher kein Zulassungsverfahren für Elektroflugzeuge gab, hat die Easa zusammen mit dem Bundesamt für Zivilluftfahrt Bazl und den französischen Flugsicherheitsbehörden die Zertifizierung an die Hand genommen.
Dazu mussten die Bedingungen für den Betrieb, die Wartung und die Ausbildung von Piloten und Personal von Grund auf neu definiert werden. Diese Zertifizierung erfolgte in enger Zusammenarbeit zwischen dem slowenischen Flugzeughersteller Pipistrel sowie der Firma Alpine Airplanes, welche die Velis Electro in der Schweiz vertreibt. Das ganze Verfahren bis zur Zertifizierung durch die Easa und das Bazl dauerte rund drei Jahre. Angesichts der Herausforderungen, die das Team bewältigen musste, eine relativ kurze Zeitspanne.
Lernen aus Zwischenfällen
In diesem Prozess gab es immer wieder Rückschritte und auch Zwischenfälle: Im Januar musste ein Prototyp wegen eines defekten Kühlsystems notlanden, und im Mai entfachte während Unterhaltsarbeiten ein Kurzschluss bei einem der Akkus einen Brand.
Die Erkenntnisse aus diesen Zwischenfällen flossen umgehend in die weitere Entwicklung der Velis Electro ein. Laut dem Bazl sowie dem schweizerischen Importeur ist diese heute ebenso sicher wie konventionelle Flugzeugtypen dieser Kategorie, da er dasselbe Sicherheitsniveau erfüllen muss.
Ein Netz an elektrischen Schulungsflugzeugen
Der Schweizer Importeur Alpine Airplanes will insgesamt 14 E-Flugzeuge in den Schweizer Luftraum bringen. 10 über das ganze Land verteilte Flugschulen sollen damit ausgerüstet werden. An jeder dieser Flugschulen soll ein Solarpanel den notwendigen Strom für 1000 Flugstunden liefern. Dank den über das ganze Land verteilten Ladestationen werden auch Flüge von einer Flugschule zur anderen möglich sein.