Die Corona-Umfrage der SRG zeigt klar: Die Massnahmen gegen die Verbreitung des Virus werden weiterhin mit grosser Mehrheit gestützt. Gleichzeitig wächst der Druck auf den Bundesrat, die Massnahmen zu lockern – auch von den Parteien. Heute hat auch die CVP ihre Vorstellungen präsentiert, wie der Bundesrat weiter vorgehen soll. Inlandredaktor Iwan Santoro erklärt, wie die Parteien die Schweiz wieder hochfahren wollen.
SRF News: Wie stellt sich die CVP das weitere Vorgehen vor?
Iwan Santoro: CVP-Präsident Gerhard Pfister wirkte in Wortwahl und Betonung sehr magistral an der Videokonferenz. Er sagt, die Schweiz solle so schnell wie möglich und so langsam wie nötig in die Normalität zurückkehren. Dies würden nicht die Parteien entscheiden, sondern der Bundesrat unterstützt von Experten. Aber auch die CVP fordert von der Regierung eine offene und transparente Information über mögliche Ausstiegsszenarien – und das nach Ostern.
Wo unterscheidet sich die CVP mit ihren Forderungen von anderen Parteien?
Sie tritt deutlich moderater auf als SVP und FDP. FDP-Exponenten wie Parteipräsidentin Petra Gössi oder Ständerat Andrea Caroni stellen sich eine Art österreichisches Modell vor, wie die Schweiz aus dem Ausnahmezustand herausfinden soll. Die SVP wiederum will, dass Geschäfte ab dem 20. April wieder öffnen. Hier vertraut die CVP dem Bundesrat nach wie vor.
Bei der Unterstützung von Kitas und einem Krankenkassenprämien-Stopp nimmt die CVP eine ähnliche Position wie die SP ein. Diese fordert allerdings nach der Corona-Krise ein milliardenschweres Konjunktur- und Investitionsprogramm. Davon will die CVP nichts wissen.
Die SVP hat heute gefordert, dass der Bundesrat kein Geld mehr ohne das Parlament sprechen dürfe – also keine Hilfsgelder mehr unter Notstandsrecht. Das ist de facto ein Angriff auf den eigenen Bundesrat, auf Finanzminister Ueli Maurer?
Das könnte man überspitzt so sagen. Die SVP stellt sich zwar hinter das Hilfspaket von mittlerweile 62 Milliarden Franken für die Wirtschaft, das Maurer geschustert hat. Das sei nun aber genug, heisst es. Es bestehe auch keine Dringlichkeit mehr, sagte etwa SVP-Nationalrat Alfred Heer. Falls noch mehr Geld locker gemacht werden müsste, sei wieder das Parlament am Zug. Die SVP verlangte heute noch einmal, dass der Lockdown beendet werden muss. Die Spitalkapazitäten reichten aus. Man habe genügend Reserven.
Am Mittwoch trifft sich der Bundesrat. Der Ruf nach Lockerungen wird immer lauter. Was ist zu erwarten?
Alle erwarten, dass der Bundesrat aufzeigt, wie es weitergeht. Also wie und wann die Schweiz wieder hochgefahren werden soll. Ich bin aber nicht so sicher, ob der Bundesrat noch vor den Osterferien die Katze aus dem Sack lässt. Gesundheitsminister Berset hat diese Woche jeweils das Datum vom 16. April genannt. Bis dann werde man kommunizieren, wie es weitergeht – das wäre am Donnerstag nach Ostern. Es wäre wohl psychologisch auch ungeschickt, den Leuten noch vor den wettermässig schönen Osterferien mitzuteilen, wann man gedenkt, das Land hochzufahren.
Das Gespräch führte Roger Brändlin.