- Die meisten Menschen halten sich an die neuen Regeln des Bundesrates, so das Ergebnis der SRG-Umfrage zur Corona-Krise. Nach wie vor gaben aber 75 Prozent der über 65-Jährigen an, das Haus für gewisse Dinge zu verlassen.
- Viele Befragte, vor allem Jüngere, fürchten sich vor überlasteten Spitälern wie in Norditalien.
- In der Romandie findet, im Gegensatz zur Deutschschweiz, eine Mehrheit der Menschen, dass die Massnahmen des Bundesrates zu wenig weit gehen.
- Mehr Sorge tragen zueinander: Adjektive wie solidarisch und freundlich werden von den Befragten hervorgehoben.
Mit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie ist die Schweiz in sehr kurzer Zeit in eine zuvor kaum denkbare Ausnahmesituation geraten.
Mit dem Monitoring im Auftrag der SRG soll ein zeitnaher Einblick in die Auswirkungen der Krise auf den Alltag, die Stimmungslage und die Haltungen der Bevölkerung in der Corona-Krise gewährt werden.
Aus Sicht des Bundesamts für Gesundheit (BAG) ist das räumliche Abstandhalten von anderen Personen («Social Distancing») elementar. Menschengruppen ab fünf Personen sind seit dem 16. März verboten.
Der Aufruf, das Haus nicht mehr zu verlassen, richtet sich vor allem an Personen über 65 Jahre. Die meisten Menschen halten sich an die neuen Regeln, und die Älteren bleiben häufiger als die Jungen zu Hause.
Aber: drei Viertel der über 65-Jährigen haben in der angegebenen Woche ihr Haus verlassen, vor allem für Einkäufe und Spaziergänge.
Die Gründe, das eigene Haus zu verlassen, gleichen sich in den drei grösseren Sprachregionen. Dennoch fällt auf, dass in der von der Corona-Krise zurzeit am stärksten betroffenen Sprachregion, der italienischen Schweiz, am wenigsten Aktivitäten ausser Haus getätigt werden.
Aktuelles zur Corona-Krise
In Norditalien sind aufgrund der hohen Fallzahlen die Spitäler vielerorts überlastet. Viele Gesundheitsexperten befürchten deshalb, dass sich eine solche Situation auch in der Schweiz ereignen könnte. Die Sorge vor überlasteten Schweizer Spitälern ist vor allem bei den Jungen ausgeprägt.
Die ausserordentlichen Massnahmen des Bundesrats haben eine unmittelbare Auswirkung auf grosse Teile der Wirtschaft. Besonders hart trifft das Verbot die Selbstständigen. Viele von ihnen müssen nun um die Existenz kämpfen.
Die Krise wirkt sich auch auf die Gemütsverfassung der Schweizer Bevölkerung aus. 51 Prozent der Befragten geben an, dass es ihnen vor der Krise sehr gut gegangen sei. Dieser Anteil hat sich auf 31 Prozent reduziert. Die aktuelle Krise wirkt sich auf die Gemütsverfassung der jüngeren Erwachsenen stärker aus.
Geht es um persönliche Befürchtungen in Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie, so steht gegenwärtig eine mögliche eigene Erkrankung im Vordergrund. Trotz der momentanen wirtschaftlichen Ausnahmesituation nennen «nur» 15 Prozent den Verlust des Arbeitsplatzes als grosse Befürchtung.
Dieser Tage werden viele Beispiele zwischenmenschlicher Solidarität in den Medien gezeigt. Dieser zwischenmenschliche Aspekt spiegelt sich auch in der Umfrage wider: Adjektive wie solidarisch und freundlich werden am häufigsten genannt.
In allen fünf befragten Bereichen ist eine Mehrheit der Bevölkerung der Ansicht, dass die Massnahmen des Bundesrats angemessen seien – also keine Ausgangssperre erfolgen soll.
Es sind interessanterweise insbesondere die jüngeren Befragten, die nach mehr Bewegungsbeschränkungen verlangen. Bei den älteren ist eine überwiegende Mehrheit mit der Linie des Bundesrats einverstanden.
Die Schweizer Bevölkerung ist geteilter Meinung bei der Beurteilung, ob der Bundesrat rechtzeitig gehandelt hat. Es sind wiederum vor allem die jungen Erwachsenen, die sich eine entschlossenere Reaktion erwünscht hätten.
Wann können wir mit einer Beruhigung der Lage rechnen? Die Mehrheit der Befragten denkt, dass sich die Lage im Juni 2020 beruhigen wird. 2.2 Prozent der Befragten hoffen sogar, dass sich die Situation bereits im April, also nächsten Monat, normalisieren wird.