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Lötschbergtunnel-Sanierung Baukonzern verlangt 75 Prozent mehr als offeriert

  • Der Baukonzern Marti AG fordert für die Sanierung des Lötschberg-Scheiteltunnels neu 157 Millionen Franken.
  • Den Zuschlag hat das Bauunternehmen 2018 erhalten für 89 Millionen Franken.
  • Ein interner Bericht der BLS zeigt, dass der BLS bei der Ausschreibung Fehler unterlaufen sind.
  • Verkehrspolitiker von links bis rechts reagieren empört auf die drohende Kostensteigerung.

Bei der Sanierung des Lötschberg-Scheiteltunnels sind die Kosten explodiert: Das zeigt ein internes Papier der BLS-Geschäftsleitung vom 5. Oktober 2020, das der «Rundschau» vorliegt. Darin steht, dass das Bauunternehmen Marti AG für die Sanierung des Tunnels insgesamt 157 Millionen Franken verlangt.

Die Marti AG hat den Zuschlag für die Arbeiten erst 2018 für 89 Millionen Franken erhalten und macht nun massive Mehrkosten geltend: insgesamt 68 Millionen Franken mehr als vor zwei Jahren.

Verkehrspolitiker verlangen Transparenz

«Die Bauherrin BLS muss in der Verkehrskommission Red und Antwort stehen, wie es so weit kommen konnte», fordert Nationalrat Matthias Aebischer (SP/BE). Für einmal sind sich Politiker von links bis rechts einig, dass das so nicht geht: «Das zahlt am Schluss der Steuerzahler. Das muss die GPK untersuchen», sagt Nationalrat Albert Rösti (SVP/BE).

Das Bauprojekt hatte bereits vor einem Monat für negative Schlagzeilen gesorgt. Wie Recherchen zeigten, war tonnenweise mit Schwermetallen und Giftstoffen belasteter Schotter aus dem Tunnel im Steinbruch Mitholz illegal entsorgt worden. Der Steinbruch liegt oberhalb des Blausees.

Die Blausee AG macht die illegale Deponie für ein mysteriöses Fischsterben verantwortlich. Die Verkehrspolitikerin Aline Trede (Grüne/BE) äussert jetzt den Verdacht, dass bei der Entsorgung «zulasten der Umwelt» gespart worden sei.

BLS will einen Deal mit der Marti AG

Gemäss den Unterlagen, die der «Rundschau» vorliegen, macht die Marti AG höhere Aushub- und Betonmengen für die Mehrkosten verantwortlich. Die BLS bestätigt die Forderungen: «Das ist eine Maximalforderung des Unternehmens», so Daniel Wyder, Leiter Infrastruktur der BLS. «Wir sind zurzeit daran, diese Nachforderungen zu verhandeln.» Die BLS werde alles daransetzen, dass die Mehrkosten geringer würden. «Damit der Steuerzahler weniger berappen muss», so Wyder.

Schwere Vorwürfe in internem Gutachten

Der «Rundschau» liegt auch ein interner Revisionsbericht der BLS vor. Darin wird die Ausschreibung scharf kritisiert. Es habe «Ressourcen-Engpässe» sowie «fehlende Kontrollen» gegeben und die Ausschreibung sei «unvollständig und verspätet» erfolgt. Dazu sagt Wyder von der BLS: «Wir haben diesen Bericht selbst in Auftrag gegeben. Wir wollen verstehen, was genau passiert ist.»

Die Marti AG wollte gegenüber der «Rundschau» nicht Stellung nehmen. «Wir äussern uns nicht zu einem laufenden Verfahren», so eine Sprecherin des Baukonzerns.

«Rundschau»

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«Rundschau»

Mehr zum Thema in der « Rundschau » um 20.05 Uhr auf SRF 1.

Rundschau, 14.10.2020, 20:05 Uhr

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