- Schweizer Landeskarten gehören weltweit zu den besten ihrer Art.
- Bereits bisher standen diese Karten digital für Nutzerinnen und Nutzer gratis zur Verfügung.
- Von heute an stehen auch zusätzliche Daten wie Luftbilder, Landschaftsmodelle oder geologischen Vektordaten gratis im Netz.
Mit diesem Schritt endet eine jahrzehntelange Debatte. Gehören steuerfinanzierte Daten hinter dem Kartenschatz der Allgemeinheit? Ja, findet der Bundesrat in seiner Strategie «Open Government Data» (öffentliche Behördendaten). Konkret geht es um die digitalen Daten wie Karten, Luftaufnahmen oder Geländemodelle.
Für Bundesrätin Viola Amherd gehören solche Geodaten zur Infrastruktur eines Landes: «Sie sind inzwischen ebenso wichtig wie das Strassen- und Eisenbahnnetz oder die Versorgung mit Funkantennen für die Mobiltelefonie. Die digitale Transformation der Gesellschaft – eine digitale Schweiz – wäre ohne solchen amtlichen Geoinformationen undenkbar.»
Das neue Swisstopo-Angebot
Profis sollen nun einfacher Zugang zu diesen Daten erhalten, also Architektinnen, Ingenieure, Programmiererinnen, Planer oder die Wissenschaft. Bisher war das aufwändig und kostenpflichtig.
Der Bund beziffert die Kosten auf vier bis fünf Millionen Franken jährlich. Sind die Daten frei zugänglich, erhofft sich der Bund innovative Weiterentwicklungen aus der Schweiz und für die Schweiz.
Kartenanbieter begrüssen Schritt
Der Schweizerische Ingenieur- und Architekturverband (SIA) begrüsst den Schritt des Bundes. In Zeiten, da Google sich selbst ein Bild von der Welt macht und Satellitenbilder gestochen scharf zeigen, was auf der Erde passiert.
Gleich tönt es von Hallwag Kümmerly und Frey, dem führenden Landkartenverlag in der Schweiz, der inzwischen Teil einer internationalen Gruppe mit Sitz in Deutschland ist.
Im Bereich der Karten skizziert Fridolin Wicki, der Direktor des Bundesamts für Landestopografie Swisstopo, den aktuellen Stand: «Die Entwicklung geht insbesondere im Bereich der digitalen Karten in Richtung von verknüpften Daten und flexiblen mobilen Anwendungen.»
Das bestätigt beim Schweizer Alpen-Club SAC Geschäftsführer Daniel Marbacher. Er rechnet mit jährlichen Einsparungen von 100'000 Franken, wenn die digitalen Daten frei bezogen werden können.
Bahn frei für neue Apps
Eine SAC-App gibt es noch nicht, dafür aber ein Tourenportal im Netz für Mitglieder. «Für andere, die sich ein bisschen anders positioniert haben, wird es sicher schwieriger. Denn der Markt wird härter, es kommen neue Applikationen.» Diese könnten womöglich bestehende Applikationen verdrängen, sagt Marbacher.
Sehr erfolgreich sind die Apps von Schweizmobil, die Wander- und Velorouten vereinen. Seit über zwei Jahrzehnten verwendet auch Schweizmobil die Daten der Landestopografie.
Alternative zu Google Maps
Künftig rechnet Geschäftsleitungsmitglied Martin Utiger mit einer breiteren Nutzung dieser Daten. «Es kommt uns auch entgegen, wenn die Karte im Vergleich zu anderen Kartenanbietern wie Google Maps weiterhin bestehen kann.»
Einig sind sich alle, dass die zugänglichen Daten den Markt beleben und dass es mit den gewünschten Innovationen zu Verschiebungen im Markt kommen wird. Beim Bund ist man aber überzeugt, dass sich das für den Schweizer Markt und für die Nutzerinnen und Nutzer in der Schweiz positiv auswirken wird.