Stickstoffdioxid und Ozon – ein Blick auf die Luftschadstoffwerte im März zeigt, dass die Belastung im Vergleich zu den Vormonaten, aber auch im Vergleich zum März vor einem Jahr leicht bis deutlich gesunken ist.
Ob dies nun auf die Massnahmen gegen das Coronavirus zurückzuführen ist, sei noch nicht klar, betont Jörg Sintermann, der für das Luftqualitätsmessnetz im Kanton Zürich zuständig ist. «Das liegt daran, dass nicht nur der Schadstoffausstoss dafür verantwortlich ist, was wir in der Luft messen und einatmen, sondern auch noch, wie sich dieser Schadstoffausstoss in der Atmosphäre verbreitet», erklärt Sintermann. Dies hänge sehr stark mit der Witterung zusammen.
Eher höhere Feinstaubwerte
Etwa gleichzeitig mit der Schliessung der meisten Geschäfte hat in vielen Teilen der Schweiz Bise eingesetzt. So ein Wind verteilt die Schadstoffe schnell. Wie viel weniger Schadstoffe in den letzten Wochen tatsächlich in die Luft gelangt sind, lasse sich deshalb noch nicht sagen. Die Feinstaubwerte beispielsweise zeigen eher nach oben.
Trotzdem glauben auch die Experten beim Bundesamt für Umwelt (Bafu), dass die Schweizer Luft insgesamt sauberer geworden ist – vor allem, weil weniger Autos unterwegs sind. Insbesondere im Tessin sei das spürbar, schreibt das Bafu. Denn die Luft im Südkanton profitiere nicht nur von den Tessiner Massnahmen, sondern auch von den Reduktionen in Norditalien.
Kein Rückgang wie in Italien oder China
Klar ist aber auch, dass die Schweiz kaum einen so deutlichen Rückgang der Schadstoffbelastung wie Norditalien oder China verzeichnen wird. «China hat sicherlich mehr Schwerindustrie als wir in der Schweiz», sagt Jörg Sintermann, «insofern sind sicher auch punktuell die Emissionen und die Luftbelastung höher.»
Die Luft in der Schweiz war also schon vor der Krise weniger dreckig als andernorts. Wirklich sauber ist sie aber nicht. Laut einer Studie des Bundesamtes für Raumentwicklung sterben wegen der Luftverschmutzung in der Schweiz jedes Jahr rund 2200 Menschen frühzeitig.